Details

In Atelierleisten. Fest im Rahmen montiert. Zur Katalogisierung nicht ausgerahmt.

Laszlo S. 81.

Ausstellung:
Tendenzen der Zwanziger Jahre. 15. Europäische Kunstausstellung unter den Auspizien des Europarates, Neue Nationalgalerie, Akademie der Künstler und Große Orangerie des Schlosses Charlottenburg, Berlin 1977, Kat.-Nr. 1/26 (hier datiert „um 1916“);
William Wauer. Ein Multitalent in „Der Sturm“ der 10er und 20er Jahre Berlin, Galerie Brockstedt, Berlin 2019, Kat.-Nr. 6, verso mit dem Etikett.

Provenienz:
Sammlung Carl Laszlo, Basel, verso auf dem Keilrahmen mit dem Etikett;
Privatsammlung, Schweiz.

Beschreibung

• Der „Sonnenuntergang“ ist eines der zentralen Werke in William Wauers malerischem Œuvre
• 1915 auf dem Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens entstanden
• Aus der bedeutenden Sammlung des ungarisch-schweizerischen Kunsthändlers und Mäzens Carl Laszlo

William Wauer ist ein wahrer kultureller Tausendsassa, der sich zeit seines Lebens immer wieder neuen Ideen in allen Bereichen der bildenden und darstellenden Kunst widmet und neue Herausforderungen sucht. Als Pastorensohn im Erzgebirge geboren, studiert er zunächst an den Kunstakademien in Dresden, Berlin und München, geht anschließend nach New York und San Francisco, studiert nach seiner Rückkehr noch einmal, diesmal Kunstgeschichte und Philosophie in Leipzig, und arbeitet als Feuilletonredakteur. Zwei Jahre lebt Wauer in Rom, zurück in Berlin ist er Herausgeber und Illustrator bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften, arbeitet als künstlerischer Sachverständiger in den Reklameabteilungen bekannter Unternehmen wie Kupferberg, Kathreiner, Stollwerck und Odol. Zwischenzeitlich lebt er in Dresden, gründet eine kulturelle Wochenzeitschrift und schreibt Theaterkritiken. 1905, wieder in Berlin, wird er Regisseur am Deutschen Theater bei Max Reinhardt sowie an weiteren Theatern. 1911 folgt dann der Schritt vom Theater zum Film und Wauer ist als Regisseur – gemeinsam mit dem berühmten Schauspieler Albert Bassermann – maßgeblich an der Entwicklung des noch jungen Mediums beteiligt.

Ein bedeutender Wendepunkt im Leben William Wauers ist sein Besuch der legendären Futuristen-Ausstellung im April 1912 in der Galerie Der Sturm von Herwarth Walden. Der Kontakt zu dem Galeristen bringt Wauer, inzwischen 45 Jahre alt, zurück zur Bildenden Kunst, er gibt seine Theater- und Filmkarriere auf und wird zu einem der engsten Mitarbeiter von Herwarth Walden. 1913 organisiert dieser den wegweisenden ‚Ersten Deutschen Herbstsalon‘, der eine umfassende internationale Künstlerauswahl zeigt mit Werken des ‚Blauen Reiters‘, der Kubisten, Futuristen und weiterer zeitgenössischer Kunsttendenzen. In den folgenden Jahren veröffentlicht Wauer zahlreiche kunsttheoretische Aufsätze in der Zeitschrift Der Sturm und stellt seine eigenen neu entstandenen Ölbilder, Aquarelle und Plastiken in der Galerie aus. Wauers kubistisch-expressionistische Porträtbüsten von Herwarth Walden, seiner Frau Nell Walden und Albert Bassermann zählen heute zu den Ikonen der expressionistischen Skulptur.
Mit seinem 1915 entstandenen Gemälde „Sonnenuntergang“ positioniert sich Wauer auch malerisch in diesem so vielfältigen künstlerischen Umfeld: Seine klar strukturierten Farbflächen stehen dem Kubismus näher als dem Expressionismus. Besonders deutlich wird hier sein Interesse an der Darstellung von Licht und Raum, das sicherlich auch aus seiner Tätigkeit als Theater- und Filmregisseur herrührt.

Der zweite, diesmal tragische Wendepunkt in Wauers Leben erfolgt 1933 mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Wauer wird als „entarteter Künstler“ diffamiert und erhält 1941 Berufsverbot. Zahlreiche Werke werden beschlagnahmt und gelten seitdem als verschollen. Doch nach Kriegsende, inzwischen 79 Jahre alt, setzt sich Wauer wieder unermüdlich als Ausstellungsorganisator und Dozent für die Moderne Kunst ein. 1946 gründet er eine neue Galerie mit Kunstschule, nimmt seine eigene künstlerische Tätigkeit äußerst produktiv wieder auf und ist auf zahlreichen Ausstellungen vertreten. Im Januar 1962 wird ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen, nur wenig später stirbt er hochbetagt in seinem 96. Lebensjahr.

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