Oberitalienisch

Jahrmarkt mit Händlern und einer Aufführung der Commedia dell’arte

Details

Provenienz:
Richard Strauss (1864-1949), München, verso auf dem Keilrahmen mit einer Plakette „Richard Strauss zum 11. Juni 1939 von seinen stets getreuen Wiener Philharmonikern“;
Privatbesitz, Süddeutschland.

Beschreibung

Auf einem Markt vor den Toren der Stadt herrscht ein geschäftiges Treiben. Die Zelte reihen sich aneinander, aus welchen Händler ihre Waren lauthals feilbieten. Zur allgemeinen Belustigung wurde eine Bühne aufgeschlagen, auf der Schauspieler ein Stück aufführen. Ihre Masken und Kostüme weisen sie eindeutig als Charaktertypen der Commedia dell’arte aus, eine Art Stegreif-Ensembletheater, das sich Mitte des 16. Jahrhunderts in Oberitalien herausgebildet hatte. Von dort verbreitete sich diese Form des volkstümlichen Theaters rasch, Wandertruppen waren auf den großen Handelsstraßen unterwegs und gaben Kostproben ihres spielerischen Talents auf den umliegenden Dorfplätzen. Vom „gelehrten“ Theater unterschied sich diese Gattung durch den Umstand, dass die Stücke – meist Liebesgeschichten mit den obligatorischen Hindernissen – nicht nach einem festgeschriebenen Text gespielt, sondern zum größten Teil an Ort und Stelle improvisiert wurden, wobei ihnen aber ein geschriebenes Szenarium (il soggetto) zugrunde lag. Bei den männlichen Figuren handelt es sich um Arlecchino in seinem mit Flicken übersäten Kostüm und um dessen „Sidekick“ Brighella. Gemeinsam zettelten sie am laufenden Band Intrigen an, wobei Brighella neben dem dümmlich-naiven Harlekin meist als der wendigere und gerissenere der beiden Dienerfiguren dargestellt wird. Hier bereiten sie einer Dame in Krinoline den Hof und ernten durch ihre listigen Streiche sicherlich viele Lacher.
Beachtenswert ist die Provenienz des Bildes, das nämlich Richard Strauss von den Wiener Philharmonikern geschenkt bekam. Ein sorgsam ausgesuchtes Präsent, bedenkt man, dass Strauss 1912 die Oper Ariadne auf Naxos komponiert hatte. Strauss und Hugo von Hofmannsthal, von dem das Libretto stammt, war damit in neuromantischer Manier eine Nachschöpfung aus dem Geist der Commedia dell’arte gelungen. Die Mischung aus Oper und Schauspiel kontrapunktiert ernste und heitere Züge und versammelt auf der großen Bühne einige der Spaßmacher, die ursprünglich auf solch bescheideneren Bühnen auftraten.

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