Alexej von Jawlensky

Oliven, Mauer, Wind

Details

Jawlensky/Pieroni-Jawlensky 173.
Mit einem Fotozertifikat von Maria Jawlensky, Archiv Alexej von Jawlensky, Locarno, vom 5.9.1988.

Ausstellung:
Alexej von Jawlensky, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 1964, Kat.-Nr. 33, o. Abb.;
Jawlensky, Frankfurter Kunstverein/Kunstverein Hamburg, 1967, Kat.-Nr. 70, mit s/w Abb., verso mit zwei Etiketten;
Alexej von Jawlensky, L’Association Grandes Expositions d’Arles à l’espace Van Gogh, Arles 1993, Kat.-Nr. 7, mit farb. Abb., verso auf dem Rahmen mit dem Etikett.

Provenienz:
Galerie Elrick, Wiesbaden;
Sotheby’s, London 4.12.1985, Los 171;
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen.

Beschreibung

„Ein Kunstwerk ist eine Welt, nicht Nachahmung der Natur.“
Alexej von Jawlensky

Alexej von Jawlensky siedelt 1896 von Russland nach München über. In der Malschule von Anton Ažbe knüpft er zahlreiche neue Kontakte zu anderen Künstlern und erfährt auf der Suche nach einem eigenen künstlerischen Stil vielfältige Einflüsse. Vor allem die Werke der französischen Impressionisten begeistern Jawlensky, neben Paul Cézanne ist es in erster Linie Vincent van Gogh, den er tief verehrt. Vermutlich im Jahr 1903 sieht er deren Werke erstmals im Original, wo und wann ist nicht genau bekannt. Möglicherweise Anfang des Jahres auf der Ausstellung der Münchner Secession, auf der Frühjahrsausstellung der Berliner Secession oder aber spätestens auf seiner ersten Reise nach Paris im Sommer. In den folgenden Jahren beschäftigt sich Jawlensky eingehend und fast schon analytisch mit der Kunst van Goghs. Dies bestärkt ihn in einer neuen Sichtweise auf die Malerei, zu der ihn bereits in Russland der Künstler Archip Iwanowitsch Kuindschi angeregt hatte. „Man muß nicht diesen Wald malen, sondern verstehen, den Wald zu malen“, schreibt Jawlensky in seinen Lebenserinnerungen. Van Goghs Kunst bringt ihn nun noch einen Schritt weiter, sodass selbst der eigentliche Bildgegenstand nicht bedeutend sei, sondern allein die Art und Weise seiner Darstellung: „(…) bei van Gogh (ist) der Inhalt ganz belanglos, aber wie es gemalt ist, und der Rhythmus seiner Pinselstriche und die Farben zeigen den Atem des Göttlichen“ (zit. nach: Katharina Henkel, Jawensky: van Gogh, in: Ausst.-Kat. Horizont Jawlensky, Museum Wiesbaden/Kunsthalle Emden, München 2014, S. 197 f.).
Ab 1903 reist Jawlensky wiederholt nach Paris, in die Bretagne und nach Südfrankreich. Zunehmend zeigt sich auch in seinen eigenen Werken, vor allem in den Landschaftsdarstellungen, der Einfluss van Goghs und der französischen Malerei. Im Herbst 1907 besucht Jawlensky in Paris die große Cézanne-Retrospektive im Salon d’Automne, anschließend folgt ein Aufenthalt in der Umgebung von Marseille, wo er die charakteristischen Landschaften Cézannes und van Goghs erstmals in der Realität erlebt und eigene Landschaftsdarstellungen in reichen und leuchtenden Farben entstehen. 1908 kann Jawlensky in der Münchner „Modernen Galerie“ von Heinrich Thannhauser und Franz Josef Brakl das van Gogh-Gemälde „Die Straße in Auvers/Das Haus des Père Pilon“ aus dem Jahr 1890 mit finanzieller Unterstützung von Marianne von Werefkin erwerben. Auch wenn er sich zu diesem Zeitpunkt bereits künstlerisch von van Gogh löst, bleibt seine persönliche Bewunderung darüber hinaus bestehen.

Für den großen van Gogh-Verehrer Jawlensky muss es eine große Freude gewesen sein, in Frankreich die Motive seines Vorbildes zu entdecken und selbst zu malen. Das Olivenbaumfeld ist eines der charakteristischsten Motive, das van Gogh während seines Aufenthalts in Saint-Rémy-de-Provence im November und Dezember 1889 malt und auf vielfältige Weise variiert. So entstehen auf Jawlenskys Südfrankreichreise gleich zwei Werke, die das van Gogh-Motiv der Olivenbäume aufgreifen: Das hier angebotene Gemälde „Oliven, Mauer, Wind“ und der etwas größere „Olivenhain“ (heute im Museum Ludwig, Köln). Durch die stark gekrümmten Olivenbäume der Komposition „Oliven, Mauer, Wind“ scheint der starke provenzalische Mistralwind zu wehen. Die Bewegung im Blattwerk stellt Jawlensky durch dynamische Wirbel aus blauen, grünen und violetten Farbtupfern dar, die sich von den Baumstämmen über die Baumkronen bis in den Himmel hinein fortsetzen. Dagegen erzeugt er im Bildvordergrund mit dem vorne rechts angedeuteten Sandweg und der hellen, den Olivenhain schützend umgebenden Steinmauer in warmen Erdtönen eine gewisse Ruhe und sanfte Solidität.

* Alle Angaben inkl. Aufgeld (27%) ohne MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
** Alle Angaben zzgl. Aufgeld und MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
*** Unter Vorbehalt: Zuschlag erfolgte unterhalb des Limits. Erwerb des Werkes im Nachverkauf ggf. noch möglich.
R = Regelbesteuerte Kunstwerke
N = Differenzbesteuerte Kunstobjekte mit Ursprung in einem Land außerhalb der EU
Die private oder gewerbliche Vervielfältigung und Verbreitung aller im Ausstellungs- und Auktionsarchiv angezeigten Werkabbildungen ist unzulässig. Alle Rechte vorbehalten.