George Grosz

„Das trunkene Schiff“ (Bühnenbildentwurf für Paul Zech)

Details

Provenienz:
Nachlass des Künstlers, verso mit dem Stempel und der Nummer „1/40/4“ sowie „Ly Nr. 4502“ und „TR 1894.206“;
Galerie Serge Sabarsky, New York, 1990 bei Vorgenanntem erworben;
Privatsammlung, USA.

Beschreibung

Seit 1919 arbeitet Grosz mit führenden Personen der Literatur- und Theaterwelt zusammen und übernimmt vielfältige Bühnenbild- und Kostümgestaltungen. Besonders erfolgreich ist seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur und Intendanten Erwin Piscator. Die von ihm geführten Bühnen gelten als Inbegriff des Berliner Avantgardetheaters der 1920er Jahre und verwendeten in seinen Inszenierungen alle damals verfügbaren technischen Mittel, wie Drehscheiben-, Simultan- und Etagenbühnen, motorisierte Brücken und Bild- und Filmprojektionen.
Am 21. Mai 1926 bringt Piscator „Das trunkene Schiff“, eine szenische Ballade von Paul Zech, an der Volksbühne zur Uraufführung. Das Drama stellt Szenen aus dem bewegten Leben des französischen Lyrikers Arthur Rimbaud (1854-1891) dar, der sich als Söldner der holländischen Kolonialarmee auf Java anwerben ließ, bevor er auf Zypern einen französischen Steinbruch leitet, im Jemen mit Pelzen und Kaffee handelt sowie Expeditionsreisen nach Ägypten, Äthiopien und Somalia unternimmt. Zech wählt für sein Theaterstück den Titel der gleichnamigen Ballade Rimbauds („Le Bateau ivre“), die zu den bedeutendsten Langgedichten der Weltliteratur zählt und zukünftige künstlerische Gestaltungsmethoden des Expressionismus wie Surrealismus vorwegnimmt. Rimbaud stirbt mit nur 37 Jahren, doch hat sein schmales lyrisches Werk großen Einfluss auf Schriftsteller und Künstler des Symbolismus, des Expressionismus und des Surrealismus.
„Um die 18 Bilder (…) in einer schnellen Abfolge zu spielen, entschlossen sich Erwin Piscator und sein Bühnen- und Kostümbildner Edward Suhr, auf eine herkömmliche Dekoration vollständig zu verzichten. Nur im (…) ‚Schiffsbild‘ (…) war der Aufbau eines Schiffes fragmentarisch zu sehen. Ansonsten standen nur wenige Requisiten – Mobiliar, Stühle, Tische, Betten – vor einer mit Leinwand bespannten, dreiteiligen Projektionswand, die den Hintergrund der Szene bildete. Die Projektionsfläche war so konstruiert, dass die seitlichen Flächen nach hinten und vorne geklappt werden konnten. Auf diesen Flächen wurden die Zeichnungen von George Grosz projiziert. (…) Piscator sprengte mit den Projektionen von George Grosz den Rahmen des bisherigen geläufigen Bühnenbildes, indem er die neuen technischen Mittel organisch in seine Inszenierung einbezog.“ (Lothar Schirmer, George Grosz als Bühnen- und Kostümbildner, in: Ausst.-Kat. George Grosz – Zeichnungen für Buch und Bühne, Stadtmuseum Berlin, 2001, S. 105f.)
Hans W. Fischer schwärmt in seiner Theaterkritik, erschienen am 24.5.1926 in der Welt am Montag: ‚Was die Einheit der Aufführung vollkommen macht, ist die Regie Piscators und die Bühnenkunst von George Grosz. Der mächtige Leuchtrahmen, der die Szene umfängt, vertieft die Perspektive weit über die Handlung hinaus; man blickt hinein in die Unerbitterlichkeit des Lebens, in die Gewaltigkeit der Natur. Es ist ein Beweis für das Genie des Malers, dass sein erbitterter Wahrheitsfanatismus bestehen kann.‘ (zit. nach: Ausst.-Kat. Berlin 2001. S. 106).

* Alle Angaben inkl. Aufgeld (27%) ohne MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
** Alle Angaben zzgl. Aufgeld und MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
*** Unter Vorbehalt: Zuschlag erfolgte unterhalb des Limits. Erwerb des Werkes im Nachverkauf ggf. noch möglich.
R = Regelbesteuerte Kunstwerke
N = Differenzbesteuerte Kunstobjekte mit Ursprung in einem Land außerhalb der EU
Die private oder gewerbliche Vervielfältigung und Verbreitung aller im Ausstellungs- und Auktionsarchiv angezeigten Werkabbildungen ist unzulässig. Alle Rechte vorbehalten.