Karl Tratt

Doppelbildnis (Karl Tratt und Marie-Louise von Motesiczky)

Details

Nicht bei Fittkau.

Provenienz:
Aus dem Nachlass des Künstlers, verso auf dem Keilrahmen zweifach mit dem Stempel.

Beschreibung

Karl Tratt wird 1926 einer der ersten vier Meisterschüler von Max Beckmann in der neu eingerichteten Meisterklasse an der Städelschule in Frankfurt. Er lernt und arbeitet unter dessen Anleitung bis 1933. Das Doppelporträt zeigt den Künstler und seine Mitschülerin Marie-Louise von Motesiczky, die 1927 in die Meisterklasse von Max Beckmann kommt. Sie war eine enge Freundin, gemeinsam besuchten sie Ausstellungen, diskutierten über Kunst und pflegten einen intensiven Briefwechsel. Die künstlerische Nähe zu seinem Lehrer Beckmann ist unverkennbar. Während Tratt sich selbst auf dem Porträt mit ernstem Gesichtsausdruck und im schlichten schwarzen Anzug mit kragenlosem Hemd am linken Bildrand in den Hintergrund rückt, inszeniert er Marie-Louise voller Bewunderung in der Bildmitte. Vor dem neutralen hellgrauen Hintergrund leuchtet ihr modisches hellblaues Kostüm und zieht den Blick des Betrachters auf sich. Sie sitzt seitlich auf einem Stuhl, ein Arm lässig über die Stuhllehne gelegt, mit dem anderen irgendwie auf Tratt deutend, vielleicht seine Hand haltend? Diese Geste wird von Tratt nur skizzenhaft angedeutet und bleibt vage. Das repräsentative Doppelporträt ist das größte Bild, das Tratt je malte. Es zeigt die Dargestellten wie ein Ehepaar, das die beiden aber nie waren. Ist das Gemälde deshalb nie fertiggestellt worden? Hat es von Motesiczky je gesehen? Es blieb immer im Besitz des Künstlers und stammt nun aus dessen Nachlass. Aus den erhaltenen Briefen Tratts an von Motesiczky ist eine große Verehrung und verzweifelte, wohl unerwiderte Liebe zu lesen. Am Neujahrstag 1928 schreibt er aufgewühlt an Piezchen, wie er sie nennt: „Piezchen, ich glaube nicht an Wände und nun soll alles zerschellen an dieser Wand, die ich nicht einrennen kann. Nein es gibt nichts Unmögliches. Lassen Sie mich nicht am Leben verzweifeln. (…) O wie traurig wäre mein Leben ohne Sie. (…) haben Sie nicht gefühlt, dass ich krank bin seit ich Sie kenne / (…) dass Ihre Gegenwart mich verlegen / ja zum Idioten gemacht hat. (…) O, ich will warten so lange Sie wollen / nur trennen Sie mich nicht von Ihnen, sagen Sie mir nicht —“ (zit. nach: Hans-Jürgen Fittkau, Aus der Meisterklasse Max Beckmanns. Der Frankfurter Maler Karl Tratt (1900-1937), Weimar 2011, S. 89).

Marie-Louise von Motesiczky wurde 1906 in Wien geboren, ihre hochangesehene Bankiersfamilie gehörte zur Wiener Wissenschafts- und Kulturprominenz. Bereits mit 13 Jahren verlässt sie die Schule, um Malerin zu werden, mit 14 lernt sie Max Beckmann kennen. Nach Studien in den Niederlanden, Berlin und Wien geht sie 1923 an die Frankfurter Städelschule zu Professor Cissarz. 1924-26 studiert sie in Paris an der Malakademie Montparnass bevor sie – zurück in Frankfurt – 1927 in Max Beckmanns Meisterklasse aufgenommen wird. Auch vierzig Jahre nachdem sie Tratt kennengelernt hatte, beschreibt von Motesiczky Tratt als „einen der sensibelsten, ja sogar ästhetischsten Menschen“, denen sie je begegnet sei. Sie erwarb einige Gemälde von Tratt, die heute leider verloren sind.

Das vorliegende Werk überdauerte die Kriegswirren hinter einem Bretterverschlag und konnte so erhalten werden.

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