Details

Provenienz:
Das Gemäldehaus Horst Mahler & Partner, München;
Privatbesitz, München, in obiger Galerie erworben.

Beschreibung

Das Gemälde erzählt von unerfüllter Liebe: In den Metamorphosen (I, 689-713) schildert Ovid, wie sich Pan in die Nymphe Syrinx verliebte, sie ihn jedoch zurückwies und floh. Auf der Flucht vor Pan wurde sie in Schilfrohr verwandelt; als der Gott durch das Schilf streifte, entstand durch sein Atem ein ergreifender Klang – Pan schnitt daraufhin Schilfrohr und fertigte daraus die Syrinx genannte Panflöte, auf der er seine Lieder spielte.
Arnold Böcklins hat das Thema „Pan im Schilf“ mehrfach dargestellt – zunächst 1856/57 in einer ersten Fassung in der Stiftung Oskar Reinhart in Winterthur (Inv. Nr. OR 87), auf der das Ereignis der Flucht und Verwandlung noch unmittelbarer nachwirkt. Auf einer zweiten Fassung in München (Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, Inv. Nr. WAF 67) dagegen macht sich eine innere Ruhe bemerkbar, in der das Schilf nur schwach bewegt ist, die Szene von einem undefinierten, dunstigen Licht erfüllt ist, in dem man Feuchtigkeit und Schwüle zu spüren meint.
Dieser zweiten Fassung entspricht bis auf wenige Details unser Gemälde, das unten links mit „AB“ monogrammiert und „1897“ datiert ist. Eine technologische Untersuchung erbrachte zwar den Nachweis, dass das Gemälde aus der Zeit kurz vor 1900 stammt, doch die Frage, ob es sich um eine Kopie oder um eine dritte, eigenhändige Fassung des Themas handelt, ist von zwei Gutachtern unterschiedlich beantwortet worden: Horst G. Ludwig sieht in dem Gemälde eine dritte Fassung und in dem pastosen sowie teilweise kontrastierenden Farbauftrag ein neues gestalterisches Mittel und einen Beleg dafür, dass es sich bei unserem Gemälde um eine Steigerung der beiden vorangehenden Fassungen handelt. Hans Holenweg dagegen, Verfasser des Werkverzeichnisses der Zeichnungen Böcklins, bezweifelt vor allem die Eigenhändigkeit des ursprünglichen, doch gefälschten Monogramms, das so stark von gesicherten Spätwerken abweicht, weshalb es weder von Böcklin selbst noch von seinem Sohn Carlo, der teilweise auf Wunsch seines Vaters die Signaturen ausgeführt hat, stammen kann.
Erweist sich dieser Umstand bereits als starkes Indiz für eine Kopie, so förderte die technologische Untersuchung zudem eine Unterzeichnung und ein Quadratraster zutage, das gemeinhin Kopisten zur genauen Übertragung anlegen. Tatsächlich ist auch die Malweise für ein Gemälde Böcklins nicht homogen genug und es haben sich überdies kleine Missverständnisse eingeschlichen, die das Gemälde als Kopie entlarven: Die im Original rechts neben Pan deutlich erkennbaren Blütenkelche werden in der Kopie zu Lichtpunkten – wohl auch deshalb, weil dem Kopisten die Szene insgesamt so dunkel geraten ist, dass Pan sich kaum vom umgebenden Schilf abhebt.
Böcklins Gemälde war seit seinem Ankauf 1859 durch Ludwig I. in den Sälen der Neuen Pinakothek ein großer Anziehungspunkt und ist wiederholt kopiert worden. Um eine solche Kopie handelt es sich auch bei unserem Gemälde, und es ist möglicherweise mit derjenigen Kopie identisch, die sich – von einem der zahlreich in München ansässigen amerikanischen Künstler stammend – angeblich im Musée d‘Art Moderne de la Ville de Paris befand, doch bisher nicht mehr nachweisbar war.

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