Johan Christian Clausen Dahl

Elblandschaft mit ruhenden Schafen

Details

Literatur:
Marie Lødrup Bang: Johan Christian Dahl 1788-1857. Life and Works, Oslo 1987, Bd. 2, S. 162, Kat.-Nr. 464, Abb. 464 (in Bd. 3).

Ausstellung:
Norges Jubilaeumsutstilling, Nasjonalgalleriet, Oslo 1914, Kat.-Nr. 61 (verso mit Etikett);
J.C. Dahl Jubilaeumsutstilling, Nasjonalgalleriet, Oslo 1988, Kat.-Nr. 84 (verso mit Etikett).

Provenienz:
Johan Schweigaard, Oslo;
Privatsammlung, Norwegen.

Beschreibung

Wenn man sich vergegenwärtigt, wie 1824 – als unser Gemälde entstand – der Erfinder der Romantik, Caspar David Friedrich, malte, lässt sich ermessen, welche künstlerischen Welten zwischen ihm und Johan Christian Clausen Dahl, dem Maler unseres Gemäldes, liegen. 1824 ist das Jahr, in dem Friedrich erstmals sein „Eismeer“ (Hamburger Kunsthalle, Inv. Nr. HK-1051) ausstellt, jene gescheiterte Hoffnung, die scheinbar vertraute Gewissheiten in Frage stellt, in der die Ordnung der Welt aus den Fugen gerät – in jenem Jahr malt Dahl eine Schäferidylle gleichsam vom Wegrand. Es ist der friedlich-beschauliche Ausblick auf eine Flusslandschaft – auf dem schmalen Fluss treibt bei voll gesetztem Segel ein Einmaster, beobachtet von einem Schäfer mit seinem Hund. Sie bilden die Folie für das Geschehen im Vordergrund, wo eine Gruppe von Schafen an einem Baum ruht. Der mächtige Stamm – die Rinde alt und schrundig, von Flechten überwachsen – teilt das Bild, scheint es zu sprengen und versperrt den Blick auf den Fluss – es ist der einzige Moment der bildnerischen Irritation und Unruhe in einer ansonsten friedlichen Welt.
Beide, Friedrich und Dahl, sind Romantiker; seit der Norweger Dahl 1818 nach Dresden kam, waren sie eng befreundet und lebten zeitweise im gleichen Haus „An der Elbe 33“, dem heutigen Terrassenufer, und beide wurden 1824 Professoren an der Dresdner Kunstakademie – und doch vertraten sie unterschiedliche Auffassungen. Wollte man es verkürzt ausdrücken, reifte Friedrich zum Idealisten, der die Natur religiös überhöht, während Dahl die Begegnung mit der Natur beobachtete und einem Naturalismus den Weg ebnete, dem Friedrichs Erhabenheit fremd blieb. Diesen Antagonismus hat beider Künstlerkollege Carl Gustav Carus auf seine Weise zu verdeutlichen versucht, als er schrieb, Dahl schien „ebenso oft an das Objective sich zu sehr zu verlieren, als Friedrich zuweilen im Subjectiven unterging“.
Durchaus noch an die Tradition des 18. Jahrhunderts erinnernd – etwa an ähnliche Pastoralen des Dresdner Künstlerkollegen Johann Christian Klengel -, ist Dahls Ausblick auf den Fluss ein Augenblick in der Natur, wird der Moment der Anschauung zu Landschaft. Es ist gut vorstellbar, dass Dahl von einer Wanderung zurückgekehrt ist und zuvor das letzte Tageslicht zum Malen genutzt hat. Seine naturalistischen Naturbeobachtungen verhalfen der realistischen Landschaftsmalerei zum Durchbruch, eröffneten malerisch einen neuen Kosmos – virtuos ist der Pinselstrich, sicher der Farbauftrag. Der differenzierte Farbauftrag und die erdige Farbigkeit solcher Werke lassen erahnen, was Schüler wie Christian Friedrich Gille oder Carl Christian Sparmann ihrem Lehrer verdanken.

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