Carl Ludwig Rundt

St. Petersdom und Engelsburg von der Villa Doria Pamphili, Rom

Details

Literatur:
Boetticher II, 1, S. 491, Nr. 2 („vielleicht von Wilhelm Brücke“);
Gemälde und andere Kunstwerke, Königsberger Stadtmuseum, Königsberg 1902, S. 26, Nr. 234 („vielleicht von Wilhelm Brücke“);
Kunstsammlungen der Stadt Königsberg Pr., Ein Gang durch die Schausammlungen, Königsberg 1928, S. 43 (als Johann Martin von Rhoden);
Kunstsammlungen der Stadt Königsberg Pr., Führer durch die Schausammlungen, II. Teil Gemäldekatalog, Königsberg 1934, S. 75, Nr. 150 („vielleicht als Akademieschüler kopiert nach einem Gemälde von Wilhelm Brücke“).

Ausstellung:
Verzeichniß derjenigen Kunstwerke, welche von der Königlichen Akademie in den Sälen des Akademie=Gebäudes auf der Neustadt den 21. September und folgende Tage öffentlich ausgestellt sind, Berlin 1828, S. 70, Nr. 654.

Provenienz:
Johann Jacob Minuth (1782-1839), Berlin; dessen Vermächtnis an das Städtische Museum, Königsberg (1852);
Privatbesitz Westdeutschland (seit mindestens 1941, laut einem handschriftlichem Schild verso auf dem Rahmen).

Beschreibung

Das stimmungsvolle, unsignierte Gemälde mit dem Blick auf St. Peter ist als Werk Heinrichs Reinholds (1788-1825) eingeliefert worden – als Bild jenes hoffnungsvollen, unvollendeten Malertalents, das seit seiner Ankunft 1819 in Rom schnell Anerkennung unter Sammlern und Malerkollegen fand, doch bereits 1825 verstarb. Der große Julius Schnorr von Carolsfeld hatte 1824 dem Sammler und Mäzen Johann Gottlob von Quandt von Reinholds „köstlichen“ Landschaften berichtet: „Er macht bedeutende Fortschritte. […] Nach und nach wird sein Talent anerkannt. Er findet Zuspruch“. Zu diesem Zeitpunkt hatte kein Geringerer als der dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen bei Reinhold bereits vier Landschaften bestellt, die sich heute im Thorvaldsens Museum in Kopenhagen befinden. Unter diesen Gemälden befand sich auch ein Blick vom Garten der Villa Doria Pamphili auf St. Peter mit der Engelsburg und dem Monte Soracte im Hintergrund (Kopenhagen, Thorvaldsens Museum, Inv. Nr. B 147). 1824 stellte Reinhold eine nur in wenigen Details abweichende weitere Fassung in der Berliner Akademie aus („208. Ansicht aus der Villa Pamphili auf St. Peter, die Engelsburg und den Berg Soracte bei Rom“), die wahrscheinlich identisch ist mit der Version, die 1994 in London versteigert wurde (Christie’s London, 13. Oktober 1994, Los 5). Bereits zwei Jahre zuvor, 1822, wurde auf der Akademieausstellung in Dresden eine weitere Fassung gezeigt („185. Ansicht der Peterskirche und der Engelsburg u.s.w. aus der Villa Pamphili bei Rom, von Reinhold in Rom“), die zwar nur durch den Katalog bekannt ist, doch wahrscheinlich identisch mit dem Gemälde ist, von dem Schnorr von Carolsfeld 1822 an Quandt schrieb, der Baron Preuß aus Dresden habe es bei Reinhold in Rom gekauft.
Die jetzt bei Karl & Faber angebotene Ansicht folgt dem 1994 bei Christie’s versteigerten Gemälde. Die Übereinstimmungen gehen bis in Details, wie z. B. an den Wolken oder dem Baumschlag erkennbar ist, doch ist das angebotene Gemälde nicht so luftig, ohne das atmosphärische Sfumato der Fassung von 1824 gemalt und deshalb nicht von Reinhold stammend. Die Vermutung des Verfassers, bei dem Gemälde könnte es sich um jene Kopie handeln, die der Berliner Architekturmaler Carl Ludwig Rundt 1828 in der Berliner Akademie ausgestellt hatte („208 Ansicht der Peterskirche zu Rom, nach Reinhold“), konnte bestätigt werden durch eine genaue Autopsie der Rückseite. Dort ist auf dem Keilrahmen in Bleistift der Name „Rundt“ notiert; spätere Besitzer konnten diese Notiz jedoch nicht mehr zuordnen, weshalb das Gemälde auf einem rückseitigem Klebezettel Joseph Rebell zugeschrieben wurde.
Der aus Königsberg stammende Rundt, in Berlin ein Schüler von Carl Joseph Begas, wurde vor allem durch Architekturstücke mit Motiven aus Italien bekannt, wo er sich seit 1828 zwölf Jahre aufhielt. Vor dieser Zeit ist nach Reinholds Gemälde Rundts Bild entstanden, das wie ein Fanal wirkt, den Herrlichkeiten Italiens vor Ort selbst nachzuspüren: Man kann sich gut vorstellen, dass die Arbeit an dem Gemälde Rundt inspiriert und in seinem Entschluss bestärkt hat, selbst nach Italien aufzubrechen.

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