Franz Ludwig Catel

Neapolitanische Fischerfamilie in ihrer Behausung bei Mergellina am Capo di Posillipo mit Blick auf Castel dell’Ovo und den Vesuv

Details

Provenienz:
Sammlung Johannes Satz, Hamburg;
Rudolph Lepke’s Kunst-Auctions-Haus, Berlin, Auktion 2069 (aus der Sammlung S[atz], 21. November 1933, Los 2;
Sammlung Adolf Gruis (1872 Heilbronn – Berlin 1946), Berlin (in obiger Auktion erworben);
danach Privatbesitz, Süddeutschland.

Beschreibung

Der Blick von innen nach außen gehört zu den bedeutenden Errungenschaften der Romantik; im Blick nach draußen eröffnen sich neue Welten, die Karl Philipp Moritz bereits Ende des 18. Jahrhunderts in seinem psychologischen Roman „Anton Reiser“ so eindrücklich beschrieben hatte. Franz Ludwig Catel, einer der Erfinder des romantischen Italienbildes, hat seinen Blick nach außen im Süden Italiens in der Umgebung von Neapel angesiedelt. Auf dem kleinen Gemälde von Catel, der sich 1811 in Rom niedergelassen hatte und sich wiederholt auch in Neapel aufhielt, geht der Blick aus dem Inneren einer verschatteten, bei Mergellina am Capo di Posillipo gelegenen Fischerhütte nach draußen, wo sich die Aussicht auf das im Dunst der Sonne liegende Castel dell‘ Ovo und in der Ferne auf den Vesuv öffnet. Der Kontrast zwischen hell und dunkel, zwischen nah und fern ist charakteristisch für Catels Bildwelt, in der sich atmosphärische Landschafts-, Genre- und Interieurmalerei miteinander vermischen. Meist bevölkern fröhliche Landleute seine Szenen, aber auch Mönche, die auffallend häufig von einem schattigen Innenraum – gerne auch aus einer Grotte – in eine von Sonnen- oder Mondlicht beschienene Ferne blicken. Auf unserem Gemälde hat der Fischer nach der Heimkehr vom Fang begonnen, einen Korb zu flechten, während seine Frau am Spinnrocken stehend das Kind wiegt; sie sind im Dunkel ihrer Hütte die Hauptakteure, während hinter ihnen im Sonnenlicht der Vesuv als Silhouette erstrahlt – so nah und doch so fern. Auf unser Gemälde trifft ebenfalls zu, was ein zeitgenössischer Kritiker anlässlich eines ähnlichen Motivs bemerkte: Dass dort die Figuren so groß seien, „daß das Gemälde mehr eine Szene in der Landschaft als eine Landschaft mit Figuren vorstellt, also eine Fischeridylle bildet“.
Mit solchen Dialogen zwischen der Schilderung des Landlebens, das Einblick in die Lebenswelt der damaligen Landbevölkerung gewährt, und den landschaftlichen Reizen des Golfes von Neapel war Catel außerordentlich erfolgreich. Kleine Formate wie unser Gemälde waren besonders bei Reisenden sehr beliebt – waren sie als leicht transportierbares Souvenir doch geeignet, die Sehnsucht nach dem Süden ein wenig zu besänftigen. Catel hat solche erfolgreichen Motive mehrfach wiederholt und auch unsere kleine Fischeridylle bildet darin keine Ausnahme: Eine großformatige Fassung hat Catel für den berühmten dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen ausgeführt (heute Kopenhagen, Thorvaldsens Museum, Inv. Nr. B 109); sie hat Catel in einer kleinformatigen Ölskizze vorbereitet, die sich ehemals im Besitz des Halberstädter Apothekers und Sammlers Gottfried Friedrich Herrmann Lucanus (1793-1873) befand und davor möglicherweise zur berühmten Sammlung des Kunsthistorikers, Sammlers und Mäzens Johann Gottlob von Quandt (1787-1859) in Dresden gehörte (heute Hamburger Kunsthalle, Inv. Nr. 2007-11). Zu ihnen und zu einem Aquarell (New York, Privatbesitz) sowie zu einer weiteren großformatigen, in wenigen Details leicht abweichenden Fassung in römischem Privatbesitz gesellt sich nun unser kleines Gemälde, das aus der bekannten Sammlung des Berliner Fabrikanten Adolf Gruis stammt.

Das Gemälde wird in das in Vorbereitung befindliche Verzeichnis der Werke Franz Ludwig Catels von Dr. Andreas Stolzenburg, Hamburg, aufgenommen.

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