Heinrich Breling

Innenansicht des Marokkanischen Palais auf Schloss Linderhof

Details

Literatur:
Vgl. König Ludwig II. und die Kunst, Ausst.-Kat. Residenz München, München 1968, S. 222-223, Nr. 877, Abb. S. 141; Michael Petzet: Gebaute Träume. Die Schlösser Ludwigs II. von Bayern, München 1995, S. 165, Abb.; Staschull 1999, S. 512, Abb. 5;

Provenienz:
Stiftung Wolfgang Ratjen, Vaduz;
Privatbesitz, Deutschland.

Beschreibung

Heinrich Brelings Aquarell ist das Dokument einer in ganz Europa verbreiteten Orientmode, die auch deutsche Regenten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend erfasst hatte. Brelings detailreiches, höchst qualität- und stimmungsvolles Aquarell eines maurischen Zimmers des Marokkanischen Hauses im Park von Schloss Linderhof bezeichnet Höhe- und Endpunkt eines langen Weges, den König Ludwig II. in seinem Wunsch nach einem echten Stück Orient zu gehen hatte. Bereits 1867 war ihm das ganze Panorama der internationalen Orientmode bei seinem Besuch der Weltausstellung in Paris ausgebreitet worden, die er „ohne Ermüdung 6-7 Stunden en suite sehr genau mir besah“. Die Begeisterung für den Orient und die mannigfaltigen, auf der Ausstellung gewonnenen Eindrücke bestärkten Ludwig in seinem Wunsch nach einem orientalischen Gebäude und elf Jahre später schickte er seinen Architekten Georg Dollmann auf die Weltausstellung nach Paris mit dem einzigen Auftrag, dort das „schönste Gebäude von den ausgestellten“ auszusuchen, damit es im Park von Schloss Linderhof aufgestellt werde. Das Marokkanische Haus, das auf der Ausstellung als Verkaufsstand für marokkanisches Kunsthandwerk diente, erwies sich „als das beste, und das Geeignetste […], und soll […] sehr bald gekauft werden“, schrieb Ludwig seinem Architekten. Danach ging es schnell: Ende September erfolgte der Kauf und bereits im Dezember war das Haus nach Linderhof umgesiedelt, in dem Ludwig zuvor in Paris erworbene Einrichtungsgegenstände zu einem orientalischen Stilmix arrangierte.
Etwa zur selben Zeit muss Ludwig auf Heinrich Breling aufmerksam geworden sein, der im Kreise von Gotthard Kühl, Wilhelm Leibl und Wilhelm Trübner an der Münchner Akademie zum Maler von Szenen des bäuerlichen Genres gereift war. Ludwig schätzte ihn allerdings weniger als Schilderer des bäuerlichen Lebens, sondern ließ durch ihn seit den 1880er Jahren seine Schlossbauten dokumentieren: 1881 musste alles ganz schnell gehen, per Telegramm wurde Breling nach Schloss Linderhof zitiert, um dort die zahlreichen königlichen Bauten aufzunehmen. Für seine Arbeiten dort erhielt er sogar ein fahrbares Häuschen, damit er auch bei schlechtem Wetter aquarellieren konnte; von Ende September bis Ende Oktober arbeitete Breling mit Unterbrechungen an zwei Aquarellen vom Marokkanischen Haus – einer Außen- und einer Innenansicht, die beide im Besitz Ludwigs verblieben und heute dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds gehören. Sie zählen zu einer ganzen Folge von Ansichten von Schloss Linderhof und seinem Park, die als Fotografien weite Verbreitung fanden und Breling zu großer Popularität verhalfen. Der Erfolg seiner Ansichten spiegelt auch die Tatsache wider, dass Breling von der Innenansicht des Marokkanischen Hauses eine in allen Details entsprechende zweite, hier angebotene Fassung anfertigte, die von der Pracht des Orients erzählt. Das Haus sollte Ludwig zum Lesen dienen, doch ist es weit mehr als ein Rückzugsort – es ist ein Raum der Imagination, ein Ort zum Eintauchen in fremde und prächtige Geschichten aus Tausendundeiner Nacht. – Verso leicht fleckig und an drei Ecken auf den Unterlagekarton montiert. Ansonsten sehr gut und farbfrisch erhalten.

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