Johann Georg von Dillis

Süddeutsche Landschaft mit Wanderern

Details

Mit einem schriftlichen Gutachten von Dr. Barbara Hardtwig, München, vom 10.4.2017.

Provenienz:
Kunstkabinett Schirmer, Stuttgart, 1969 erworben;
Privatbesitz; Süddeutschland;
Ketterer, München, Auktion 446, 25.5.2017, Los 129;
Privatbesitz, Hessen.

Beschreibung

Vergleicht man die beiden kleinen Gemälde von Dillis miteinander, so fällt auf, dass das eine Einblick gewährt (Los 54), während das andere, hier angebotene Gemälde einen Ausblick bietet. Einen Ausblick in eine Voralpenlandschaft, auf der ein diagonal von rechts ins Bild hineinführender, sich unten am Rand über eine Steinschwelle ergießender Fluss in die Tiefe des Bildes führt, wo schemenhaft eine Brücke erkennbar ist. Von Bäumen am Ufer gesäumt, gibt Dillis im Vordergrund den Blick auf ein felsiges Plateau frei, auf dem ein Angler sitzt, bei dem ein Wanderer Halt gemacht hat – seinen Weg deutet Dillis mit einem einzigen hellen Pinselstrich an. Parallel zum Fluss erstreckt sich rechts ein Wiesengrund mit Rindern, bevor das Gelände hügelig ansteigt, hinter dem im Dunst ein ferner Bergzug liegt.
Mag man in der Staffelung der Bildgründe, auch in dem Baum rechts, der den Bildraum öffnet und beschließt, noch Anklänge an klassische Landschaftskompositionen finden, so offenbart sich in der lichten Atmosphäre der gesamte malerische Kosmos von Dillis. Schatten wechseln mit hellen Zonen des Lichts, die Landschaft verdichtet sich durch den Einsatz zarter, dabei nur weniger Farben zu dem Eindruck reichster Farbigkeit und wohl herbstlicher (?) Stimmung, über der ein dunstig blauer, von wenigen weißen Wolken aufgelockerter Himmel liegt. In ihm schimmert das rosa grundierte Papier durch, ein Farbton, den Dillis in dem ansteigenden Hügel, der in der Sonne liegt, und in dem fernen Bergzug wieder aufgreift. In vielfältigen, zart abgestuften Tönen von Blau und Rosa, in dem lockeren, skizzenartigen Farbauftrag, der die Bewegung im Wind und das Rauschen der Blätter einfängt, schafft Dillis das Bild eines flüchtigen Augenblicks in der Natur – kaum einem anderen Maler in Deutschland der Zeit um 1800 ist es gelungen, dem Natureindruck solch eminenten malerischen Ausdruck zu verleihen.
Lokalisieren lässt sich die Gegend trotz des markanten Berggipfels bisher nicht, doch möchte man am ehesten die Umgebung von Ruhpolding annehmen, wo Dillis‘ Bruder Joseph Salinenförster war und bei dem er immer wieder Zuflucht suchte, um sich von seinen Verpflichtungen als Hofbediensteter zu erholen. Auch muss wie so häufig im Werk von Dillis eine genauere Datierung offen bleiben. Barbara Hartwig verweist in ihrem Gutachten darauf, dass die flockigen Baumkronen links bereits in den 1790er Jahren anzutreffen sind, doch würden „die Baumgruppen mit differenziertem, flüssigem Pinselstrich im Übergang zum atmosphärisch als Zentrum gestalteten Mittelgrund eher auf die 20er/30er Jahre des 19. Jahrhunderts“ deuten.

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