Anton Graff

Bildnis des Prinzen Karl Christian von Sachsen

Details

Berckenhagen 794.

Literatur:
Ekhart Berckenhagen, Anton Graff. Leben und Werk, Berlin 1967, S. 227, Kat.-Nr. 794 (dort 85 x 69 cm).

Ausstellung:
Gedächtnis-Ausstellung des kursächs. Hofmalers Anton Graff, 1736-1813, Galerie Eduard Schulte, Berlin 1910, S. 17, Kat.-Nr. 42;
Gedächtnis-Ausstellung des kursächsischen Hofmalers Anton Graff, Galerie Ernst Arnold, Dresden 1910, S. 15, Kat.-Nr. 19;
Anton Graff-Ausstellung, Sächsischer Kunstverein, Dresden 1913, S. 35, Kat.-Nr. 38.

Provenienz:
Bis ca. 1918 Offizierskasino des Königlich-Sächsischen Husaren-Regiments „König Albert“ Nr. 18, Großenhain (Sachsen);
Nach 1949 Staatlicher Kunsthandel der DDR, verso mit Stempel;
Privatbesitz, Norddeutschland.

Beschreibung

1775 kommentierte im 17. Band der „Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste“ ein unbekannter Berichterstatter voller Begeisterung ein Bildnis des Prinzen Karl Christian von Sachsen (1733-1796), das 1773 in der Kunstakademie zu Dresden ausgestellt war: „Nun komme ich zu einem Bilde in Lebensgröße von Hr. Graff, diesem großen Portraitmaler. Es ist der Herzog von Kurland. Ungeachtet Sie ein wenig mehr Aktion hin wünschten, so müssen Sie doch gestehn, daß der Kopf ausnehmend schön, die Kleidung wahr, die rechte Hand durch abweichende Wärme unendlich gut, und das ganze Gemälde in einem höhern Ton, welchen wir den künstlerischen nennen, getrieben war. Die Kühnheit des Pinsels und das Leuchtende der Farben fallen sehr angenehm in die Augen, und versprechen seinen Bildern eine ewige Dauer.“ (S. 145). Anton Graffs Bildnis des Prinzen Karl ist heute verschollen (Berckenhagen 792), doch einen Eindruck von der delikaten Farbigkeit vermittelt auch unser Bildnis des Prinzen Karl von seiner Hand: Als Hüftbild stehend nach links, präsentiert sich der Prinz – geschmückt mit dem russischen St. Andreas-Orden und dem durch die Schärpe halbverdeckten polnischen Orden vom Weißen Adler – vor einem bewegten Wolkenhimmel, dessen durchbrechendes Blau mit dem Blau seiner Schärpe korrespondiert. Sie steht im Kontrast zum prallen Rot seiner Uniform und seinem lebhaft blickenden Kopf, der vom Weiß seiner Haare und des Halsbandes gerahmt wird. Es ist ein leuchtender Dreiklang aus Blau, Weiß und Rot, der für jene Unmittelbarkeit der Begegnung mit dem Betrachter steht, für die Graff – seit 1766 Hofmaler in Dresden – bei seinen Zeitgenossen berühmt war. Sie erkannten die Größe seiner Porträtkunst darin, dass Graff den ganzen Menschen gemalt hat – nicht nur dessen körperliche Erscheinung, sondern darin zugleich auch seine Seele. Graffs Blick auf den Dargestellten drang „bis in das Innere der Seele“, wie der Kunsttheoretiker und Freund Graffs Johann Georg Sulzer treffend formulierte. Es ist die feine Psychologisierung, die auch aus dem Antlitz des Prinzen spricht, zwischen fürstlicher Repräsentation und Nachdenklichkeit; und dann – wie häufig bei Graff – die „beredten“ Hände, die im Bild „aktiv“ sind, in ihrem Gestus aber mehr sprechen als weisen. Unser Gemälde ist offensichtlich etwas beschnitten, so dass nicht ganz sichtbar ist, ob der Prinz auf mehr als den abgestorbenen Baum neben ihm weist.
Prinz Karl von Sachsen und Polen, Sohn von Kurfürst August III. von Sachsen, König von Polen, wurde im Alter von 25 Jahren zum Herzog von Kurland und Semgallen gewählt, musste jedoch bereits 1763 auf Druck von Zarin Katharina II. wieder abdanken, kehrte nach Dresden zurück und lebte im nach ihm benannten „Kurländer Palais“, das er 1774 geerbt hatte. Etwa gleichzeitig dürfte unser lebensnahes Bildnis entstanden sein, von dem in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (Inv. Nr. S 157) eine eigenhändige Wiederholung existiert.

Mit einem Gutachten von Professor Dr. Helmut Börsch-Supan, Berlin, vom 15.6.2000 (in Kopie).

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