Die Plünderung nach der Schlacht
Details
Literatur:
Walther Bernt, Die niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts, München 1969, Bd. III, Nr. 969, mit s/w Abb.
Provenienz:
Kunsthandel, München (um 1969/70);
danach Privatbesitz, Norddeutschland.
Beschreibung
Die qualitätsvolle und ausgezeichnet erhaltene Tafel wurde nach über 50 Jahren in einer norddeutschen Privatsammlung wieder entdeckt und kommt nun erstmalig wieder auf den Markt. Das Bild entstand Mitte der 1620er Jahre, in einer Zeit, in der Sebastian Vrancx auf der Höhe seiner Schaffenskraft zu den prominentesten Künstlern Antwerpens gehörte und Jan Brueghel den Älteren, Hendrik van Balen und Frans II Francken zu seinen Freunden zählte. Sebastian Vrancx war Maler von Landschaften und Genreszenen. Er wurde für seine Darstellungen von Schlachten, Reitergefechten, Überfällen und Plünderungen gerühmt. Vrancx gilt als der Erfinder der Gattung in den Niederlanden und als Begründer des flämischen Militärgenres.
In vorliegender Tafel wird die Darstellung einer Schlacht mit dem Themenkreis einer Plünderung verbunden. Das Gefecht geht dem Ende zu, der Sieger steht fest. In narrativer Erzählweise und unter Ausschmückung der Details schildert der Künstler die Gräuel des Krieges. Eine Fülle von Eindrücken bietet sich dem Betrachter dar. Aus der Vielzahl der Begebenheiten ragen einzelne Motive heraus. Rechts ist hoch zu Ross und mit roter Schärpe ein Befehlshaber zu sehen, mit dem Kommandostab in der Rechten. Umgeben von seinen Offizieren zu Pferd ist er der Einzige, der aus dem Bild herausblickt. Zahlreiche Soldaten sind bereits mit dem Plündern der Toten beschäftigt. Ein Fähnrich mit auffallendem rotem Beinkleid fordert seinen Anteil am Geldsack, den ein Fusssoldat gerade aus der Hosentasche eines Gefallenen befördert. Im Zentrum des Bildes fällt ein am Boden sitzender Verwundeter auf, den Kopf im Gestus der Melancholie auf die Hand gestützt. Ein Fliehender links hinter ihm, der sich mit entsetzt aufgerissenen Augen umdreht, wird gleich zu Tode kommen – ob nun durch den Schwerthieb eines sich im Laufschritt nähernden Pikeniers oder durch die Gewehrkugel eines auf ihn zielenden Arkebusiers. Auf den weiter entfernten Hügeln im Hintergrund setzen siegreiche Kavallerie und Fußsoldaten den fliehenden Gegnern nach.
Militärische Sujets erfreuten sich im 17. Jahrhundert bei den Sammlern großer Beliebtheit. Das ganze Jahrhundert war von kriegerischen Auseinandersetzungen gezeichnet und man kann davon ausgehen, dass militärische Operationen für die damalige Bevölkerung zum Alltag zählten. 1568 war der Achtzigjährige Krieg zwischen den Nördlichen Niederlanden und Spanien ausgebrochen, die Sieben Vereinigten Provinzen kämpften für ihre Unabhängigkeit von der spanischen Krone. Jedoch kann man nicht davon ausgehen, dass Vrancx eine reale historische Begebenheit aus diesem Krieg im Sinne einer Berichterstattung wiedergibt. Vielmehr ist die Szene nur als eine exemplarische Situation und nicht als authentische Episode zu betrachten. Die Käufer von Vrancx‘ Bildern schätzten seine wirklichkeitsnahen und ergreifenden Schilderungen einer Schlacht, ohne jedoch die Darstellung eines bestimmten historischen Ereignisses im Auge zu haben.
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