Details

Provenienz:
Galerie Klein, Bonn;
Privatsammlung, Westdeutschland, im Erbgang an den heutigen Besitzer.

Literatur:
Sigmar Polke. Farbproben – Materialversuche – Probierbilder aus den Jahren 1973 – 86. Köln 1999, Abb. 31.

Beschreibung

„Es sind die Prozesse an und für sich, die mich interessieren. Das Bild ist nicht wirklich nötig. Das Unvorhersehbare erweist sich als das Interessante.“ (Sigmar Polke, Farbproben – Materialversuche – Probierbilder aus den Jahren 1973-86, Köln 1999)

Die vorliegende Arbeit zählt zur Reihe der „Farbproben – Materialversuche – Probierbilder“, die 1986 in der Galerie Erhard Klein in Bonn ausgestellt wurde. Schon am Eröffnungsabend waren die Exponate beinahe ausverkauft und schnell in alle Welt zerstreut. 1999 würdigte Erhard Klein diese Werkgruppe noch einmal mit einer Publikation, in deren Vorwort er die Werke „Kleinode“ nennt. Die Farb- und Materialexperimente sind also alles andere als „Proben“ oder „Versuche“.
Der Zufall als bildkonstituierendes Moment beschäftigt Sigmar Polke seit den 1970er Jahren. Zunächst überschreitet der Künstler die Grenze des Kontrollierbaren mit Experimenten im Medium Fotografie. Dort ist es naheliegend, den fotochemischen Prozess im Zuge der Entwicklung eines Abzuges zu manipulieren oder abzubrechen und der chemischen Reaktion freien Lauf zu lassen. Parallel beginnt Polke mit entsprechenden malerischen Experimenten. Der Ölfarbe beigemischte Pigmente, chemische Elemente, Kunstharze und -lacke, im vorliegenden Beispiel Benzin, werden auf den Bildträger aufgebracht und verschmelzen in gegenseitiger Wechselwirkung zu einem Farbgewebe. Zufall und Prozesscharakter sind dem Werk eingeschrieben. Im Unvorhersehbaren, im Wirken des Zufalls begreift Sigmar Polke das Prinzip der Natur und folglich beschreibt er dies, wie oben zitiert, als das Interessante. Es ist nicht die von seiner Hand ausgeführte und kontrollierte Komposition, der er Priorität im kreativen Prozess einräumt. Zum Höhepunkt und zur Perfektion führt Polke das Prinzip der Nachahmung der schaffenden Natur in seinem Beitrag für den Deutschen Pavillon anlässlich der Biennale in Venedig 1986. Großformatige Farbkompositionen, chemisch bearbeitet, reagierten ständig auf die klimatischen Veränderungen der Lagunenstadt. Die Beimischung von Kobaldchloridlösung führte zu hydrosensiblen Reaktionen dahingehend, dass feuchte Luft eine Rot- und trockene eine Blaufärbung hervorgerufen hat. Der Farbwechsel als ein Zeichen lebendiger Natur, die Vergegenwärtigung des Moments des Unfassbaren war Sigmar Polke somit gelungen. Für diesen Beitrag in Venedig wurde der Künstler mit dem „Goldenen Löwen“ ausgezeichnet.

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