Henry Moore

Two seated figures against wall

Details

Bowness III, 454.
Das Werk ist im Archiv der Henry Moore Foundation, Hertfordshire, unter der Nummer LH454 registriert.

Literatur (jeweils anderes Exemplar):
Jianou, Ionel, Henry Moore, Paris 1968, Kat.-Nr. 441, S. 84;
Melville, Robert, Henry Moore Sculpture and Drawings 1921-1969, London 1970, Kat.-Nr. 591, Abb. S. 266;
Argan, Giulio Carlo, Henry Moore, New York 1972, Kat.-Nr. 157, Abb. o. S.;
Mitchinson, David und Russoli, Franco, Henry Moore Sculpture, New York 1981, Kat.-Nr. 321, Abb. S. 150;
Ausst.-Kat. Henry Moore 85th Birthday Exhibition, Stone Carvings, Bronze Sculptures, Drawings, hrsg. von Marlborough Fine Art, London 1983, Kat.-Nr. 22, Abb. (abweichender Titel: Two Seated Girls Against Wall);
Hedgecoe, John, A Monumental Vision, The Sculpture of Henry Moore, London 1998, Kat.-Nr. 419, Abb. S. 224.

Ausstellung:
Henry Moore, Galerie M. Knoedler & Co., Inc., New York 1962, Kat.-Nr. 36, mit Abb. S. 35;
The Helen W. and Robert M. Benjamin Collection, Yale University Art Gallery, New Haven 1967, Kat.-Nr. 116.

Provenienz:
Laut Angabe des Eigentümers vermutlich Galerie des Arts Anciens et Modernes, Vaduz, Liechtenstein;
Galerie M. Knoedler & Co., Inc., New York;
Privatsammlung Helen W. & Robert M. Benjamin, New York, bei Vorgenannter 1962 erworben;
Privatsammlung, London;
Galerie Michael Blaszczyk, Bad Homburg;
Privatsammlung, Süddeutschland, bei Vorgenannter 2010 erworben.

Beschreibung

„Everything I do is intended to be big, and, while I’m working on the models, for me they are life-size. When I take one in my hand like this, I am seeing and feeling it as life-size (…). So in my mind there’s never any change of scale at all.“
(Henry Moore, Interview mit Donald Hall, 1960, zitiert aus: Alan Wilkinson (Hg.), Henry Moore: Writings and Conversations, Aldershot 2002, S. 208)

Eingeleitet durch Henry Moores Teilnahme an der ersten documenta in Kassel 1955 und seinem renommierten Großauftrag für das neue UNESCO-Hauptquartier in Paris 1958, begann eine Werkphase des Künstlers mit vornehmlich öffentlichen und institutionellen Großprojekten. Während dieser späteren Werkphase, in der auch die vorliegende Arbeit entstanden ist, muss sich der Künstler mit der Wirkung seiner Skulpturen im Verhältnis zur umliegenden Architektur, und nicht wie bisher der Natur, auseinandersetzen. Oftmals verleiht er seinen Figuren, wie hier zu sehen ist, ein eigenes architektonisches Element, wie eine Wand, Sitzbank oder Balustrade, um ihnen eine eigenständige Raumwirkung und Präsenz zu verleihen. Im Zeitraum zwischen 1955 und 1960 entstanden 34 Figuren, welche mindestens ein solches architektonisches Element aufweisen. Der Künstler selbst schreibt ihnen eine eigenständige Raumwirkung und bessere Präsenz zu, unabhängig von den umliegenden Strukturen.
Nicht nur das Wandelement, sondern auch das Thema des Sitzens, wie bei der vorliegenden Arbeit, taucht in regelmäßigen Abständen im Werk von Henry Moore auf. In seiner ersten monumentalen Skulpturengruppe „Family Group“ (LH259) aus dem Jahr 1945 und dem Königspaar „King and Queen“ (LH350) aus dem Jahr 1952 erkennen wir vergleichbare Ansätze, wie in der uns hier vorliegenden Arbeit. In beiden Werkgruppen sitzt ein Figurenpaar starr, frontal in die Ferne oder zum Betrachter blickend. Die sitzenden Figuren in Moores zeichnerischem sowie bildhauerischem Werk besitzen eine gemeinsame Eigenschaft – die Ausstrahlung einer meditativen Ruhe.
Bei der hier vorliegenden Arbeit „Two seated figures against wall“ sehen wir ein stoisch anmutendes Figurenpaar, sitzend auf einer geteilten Bank. Die Sitzgelegenheit der rechten Figur ist etwas erhöht, aber dennoch begegnen sich beide auf Augenhöhe. Das Paar ist sehr abstrahiert dargestellt, eine Eigenschaft, die häufig bei Henry Moores Werken wiederzufinden ist. Die breiten Schultern und markanten Gesichtszüge der linken Figur weisen auf einen männlichen Akteur hin, während die rechte Figur mit ihren sanften Konturen, ihrem fließenden Gewand und der Oberweite das weibliche Pendant zu ihrem männlichen Gegenspieler bildet. Unklar ist für den Betrachter, in welcher Beziehung das Paar zueinander steht. Während der Abstand der beiden Akteure auf unabhängige Individuen hindeutet, wie zwei wartende Personen auf einer Bank, verweist ihre Körperhaltung auf ein anderes Bild. Marginal zueinander gewandt, mit den Gesichtern zueinander blickend und in vergleichbare Gewänder gekleidet, liegt die Vermutung nahe, dass bereits eine Beziehung zwischen diesen beiden Figuren besteht. Die sanfte Drehung bringt eine leichte Bewegung in eine sonst sehr starre Szene. Die ungleichmäßig strukturierte und geformte Rückwand verstärkt das Gefühl der Dynamik und bildet, wie eine Theaterbühne, den visuellen Abschluss in der Szene. – Kaum merklich angeschmutzt. Vereinzelt minimale Fleckchen. Grünspan im unteren Bereich der Rückseite, Bronze auf Holzsockel geschraubt. Offene Rück- und Unterseite innen mit Guss- und Gipsresten. Sockel mit leichten Handhabungsspuren, sonst sehr gut.

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