Rembrandt Harmensz. van Rijn

Die große Kreuzabnahme (2. Platte)

Details

Bartsch 81 (II); White/Boon 81 III–IV (von V); Hinterding/Rutgers (The New Hollstein) 119 IV–V (von VIII).

Provenienz:
Alfred Seymour (1824-1888), London, verso mit dem Stempel (Lugt 176);
nicht identifizierter handschriftlicher Sammlervermerk „JAK“ verso in brauner Tinte.

Beschreibung

Hervorragender, in den dunklen Partien tiefschwarzer Lebzeitenabzug mit der noch nicht vollständig gelöschten Adresse „Amstelodami Henricum Vlenburgensis Excudebat“ im rechten Unterrand, aber noch vor der Adresse des Verlegers Justus Danckerts. Es handelt sich um einen neu entdeckten Zwischenzustand, der Eric Hinterding bislang noch nicht bekannt war. Schon beim dritten Zustand hat Rembrandt den Verleger van Uylenburgh angegeben und auf das Privileg des Copyrights wie bereits bei der Radierung „Christus vor Pilatus“ (B. 77) verwiesen. Beim vierten Zustand nahm er eine kleine Veränderung beim Vornamen des Verlegers vor. Der fünfte Druckzustand gibt dann die veränderte Adresse von Justus Danckerts an. Alle Druckzustände vor Danckerts stammen noch von Rembrandt. Auf die Plattenkante geschnitten, teilweise noch mit einem feinem Rändchen.
Die großformatige Radierung wiederholt ein zum selben Zeitpunkt entstandenes Gemälde (1632/33) des Künstlers, das sich heute in der Alten Pinakothek in München befindet (Inv. Nr. 39565). Prinz Frederik von Oranien, Statthalter der Niederlande von 1625 bis 1647, hatte Rembrandt den Auftrag erteilt, fünf Werke mit Passionsszenen zu malen. Für Rembrandt war dieses Thema eine große Herausforderung, da es in der holländischen Kunst sehr selten dargestellt wurde. In der monumentalen „Kreuzabnahme“, die Rubens 1612 malte und die in der Antwerpener Kathedrale der heiligen Walburga zu sehen ist, fand Rembrandt ein anregendes Vorbild für seine Bildkomposition. Die in der Tradition liegende Durchdringung von Dramatischem und Heroischem in der bisherigen Interpretation des Motivs wurde von Rembrandt einer Veränderung unterzogen, gerade in den 1630er Jahren war es sein Anliegen, Vorgänge solcher Art natürlich darzustellen (Stechow 1929, S. 217). Der in sich zusammengefallene Leib Christi macht deutlich, dass er als wahrhaft Toter aufgefasst ist. Die extrem ausgearbeiteten Lichtstrahlen, die vom oberen Blattrand auf das Hauptgeschehen am Kreuz fallen, suggerieren eine Verbindung mit dem Göttlichen (K. Röder, in Ausst. Kat. Schwerin 1995, S. 82). – Vereinzelt minimal fleckig. Geglättete horizontale Mittelfalte verso. Die unteren Ecken sorgsam überarbeitet. Ein kleiner geschlossener Einriss an der unteren Kante. Für die Größe des Blattes gut erhalten. In diesem frühen Druckzustand außergewöhnlich selten!

Wir danken Dr. Eric Hinterding, Amsterdam, für die freundliche Unterstützung bei unserer Katalogisierung.

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