Berlin

Adolph Menzels Wohnhaus in der Sigismundstraße in Berlin

Details

Provenienz:
Privatbesitz, Süddeutschland.

Beschreibung

Expert’s choice

Es ist der Blick in eine vergangene Zeit, an die heute im stark kriegszerstörten Berlin nur noch wenig erinnert. Der Blick des Zeichners in die Sigismundstraße im Bezirk Tiergarten wird heute von den Bauten des Kulturforums beherrscht und nur noch die vereinzelt stehende Matthäuskirche hält das Gedenken an vergangene Zeiten wach. Als unser Aquarell entstand, war die bauliche Erschließung des sogenannten Geheimratsviertel, zu der auch die Sigismundstraße gehörte, in vollem Gang, durchsetzt von Mietshäusern und villenartigen Wohnhäusern wie die Villa des Verlagsbuchhändlers Paul Parey, aber auch mit heute verschwundenen Grünflächen.
Seinen besonderen Reiz bezieht das von einem unbekannten, doch sicher in Berlin tätigen Zeichner stammende Blatt durch den ungewöhnlichen Blick in die Sigismundstraße. Irritierend und kühn, das Geschehen dynamisierend, wirkt der Blick links auf die ins Bild fluchtende Fassadenzeile, mit der auch der Standort des Zeichners zu verorten ist. Lenkt man den Blick von hier über das beschauliche Treiben auf der Straße nach rechts gegenüber, sieht man auf ein vierstöckiges Haus mit einem Erker, das deswegen eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, weil hier in der Sigismundstraße 3 seit 1875 Adolph Menzel wohnte und im vierten Stock sein Atelier hatte.
Unser Aquarell muss unmittelbar vorher entstanden sein, als hier noch der Historienmaler Rudolf Henneberg sein Atelier hatte, der 1868 mit seiner großformatigen „Jagd nach dem Glück“ (Berlin, Alte Nationalgalerie) populär geworden war. Sollten womöglich Henneberg selbst und seine Schwester aus dem Fenster in der obersten Etage schauen? Wir wissen es nicht und auch den Zeichner dieses minutiös aufgenommenen, qualitätvollen Aquarells kennen wir nicht, doch setzt der Zeichner eindrucksvoll die von Eduard Gärtner begründete Tradition des Berliner Stadtaquarells fort. Es ist weit mehr als nur ein Dokument für die Entwicklung der Stadt, sondern auch ein Stimmungsbild der im Werden bestehenden Reichshauptstadt.
Peter Prange

Vereinzelt winzige Braunfleckchen. Verso mit Resten und Spuren von alter Montierung, ansonsten gut und farbfrisch erhalten.

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