Étienne Alphonse Dinet

Joueur de flûte. Environs de Laghouat

Details

Provenienz:
1900 vom Künstler erworben durch Galerie Durand-Ruel, Paris;
Piotr Chtchoukine (1853-1912), Moskau (seit 1900);
seit Jahrzehnten in Familienbesitz, Süddeutschland.

Beschreibung

Nachdem 1830 ein französisches Expeditionskorps Algier eingenommen hatte, wurden trotz heftiger Widerstände der Berberstämme unter Ab del-Kader große Teile des Maghreb bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts der französischen Herrschaft unterworfen. 1852 übernahmen sie Laghouat an der Nordgrenze der Sahara, dem „Land des Durstes“, wie der Maler und Schriftsteller Eugène Fromentin (1820-1876) die unwirtliche Gegend nannte. Schon bald nach der Eroberung zogen Künstler wie Fromentin oder Gustave Guillaumet (1840-1887) in die Hochburg der algerischen Aufständischen ein, wo sie in der Reduktion auf wenige Farben und Konturen die Leere der Wüste in bisher nicht gekannter Abstraktion heraufbeschworen. Sie entwarfen ein Gegenbild zum zumeist fiktionalen Orientbild, wie es etwa Jean-Léon Gérôme (1824-1904) vertrat, und trieben die Plein-Air-Malerei unter extremen klimatischen Bedingungen voran.
Einer späteren Malergeneration gehörte der in Paris geborene und ausgebildete Étienne Dinet an, der 1884 erstmals Algerien besucht hatte und sich im folgenden Jahr länger in Laghouat aufhielt. Er schloss sich nicht der radikal-realistischen Richtung seiner Künstlerkollegen an, sondern nahm in seinen zahlreichen Porträts, Genreszenen und Darstellungen nackter Badender eine Rückwendung zum romantischen Orientbild vor. Unsere Versammlung der Berber am Lagerfeuer entspricht zwar den Konventionen der Gattung, doch ist es nicht mehr der fremde Blick des Europäers auf die islamische Kultur – Dinet kehrte immer wieder nach Algerien zurück, lernte Arabisch und wurde ein profunder Kenner der arabischen Kultur, der 1887 einer der Mitbegründer der Société des Peintres Orientalistes Français war. Er konvertierte zum Islam, nannte sich fortan Nasreddine und ließ sich 1903 in dem kleinen Ort Bou-Saâda nieder, wo ein Museum an sein Werk erinnert.

Wir danken Koudir Benchikov, Paris, für die Bestätigung der Authentizität des Gemäldes anhand eines digitalen Fotos (Email vom 9. März 2020).

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