Albrecht Dürer

Ritter, Tod und Teufel

Details

Bartsch 98; Meder 74 a-b (von g); Schoch/Mende/Scherbaum 69 a-b (von g).
Provenienz:
Buch- und Kunstantiquariat E + R Kistner, Nürnberg;
dort erworben und seitdem Privatbesitz, Süddeutschland.

Beschreibung

Ausgezeichneter, kräftiger und präziser Abdruck mit der Wiedergabe feinster Details und noch vor den Korrosionen um den Hinterhuf, die im Bostoner Katalog für den Zustand Meder–b beschrieben sind (s. Ausst.-Kat.: Albrecht Dürer. Master Printmaker, hrsg. vom Museum of Fine Arts, Boston. New York 1971, S. 211, unter Kat.Nr. 180). Die Plattenkante an drei Seiten noch deutlich sichtbar, links auf derselben geschnitten, jedoch ohne Verlust an der Darstellung.

Ritter, Tod und Teufel ist der erste der drei zwischen 1513 und 1514 ausgeführten sogenannten Meisterstiche. Sie wurden schnell gerühmt für ihre haptischen Qualität, ihre Stofflichkeit und ihren Reichtum an Tonwerten. Obwohl Dürer die drei Blätter in seinen Tagebucheintragungen nie zusammen erwähnte und es keine Beweise gibt, dass sie als Triptychon oder als Folge konzipiert wurden, sind sie doch aufgrund des gleichen Formats, der stecherischen Virtuosität und der Konzentration auf eine einzelne Figur in symbolischem Umfeld in einem geistigen Sinn miteinander verbunden. Als übergeordnetes Thema könnte man ihnen alternative Lebensmodelle zuweisen: dem Reiter die Vita activa, Hieronymus die Vita contemplativa und der Melencolia das forschend-schöpferische Prinzip.
Der Kupferstich zeigt bildfüllend einen Ritter zu Pferd, der, begleitet von seinem Hund, durch eine karge, unwirtliche Felslandschaft reitet. Nur die Burg in der Ferne gibt einen Hinweis auf menschliche Zivilisation. Zwei unheimliche Gestalten lauern ihm am Wegrand auf: Der eine mit Stundenglas und Totenglöcklein um den Hals ist als Tod zu erkennen, der andere mit Tierschnauze und Stirnhorn als Teufel. Aufgrund der eingeschränkten Sicht durch den Helm bzw. durch ihre Positionierung hinter ihm kann der Reiter die beiden Figuren nicht sehen. Sie sind seinem Blickfeld entzogen. Bewusst lässt Dürer damit offen, ob sie einer anderen Realitätsebene angehören, der Reiter sie also nur im Geiste schaut. Dürer selbst bezeichnete den Kupferstich schlicht als den „Reiter“ und ließ so viel Raum für Spekulationen über die Identität des Mannes und seine Bedeutung. Bei der inhaltlichen Ausdeutung der Szene stehen sich seit langem zwei konträre Meinungen gegenüber: Die Deutung des Reiters als christlicher Ritter (Miles Christianus), der furchtlos dem Weg zu seinem Seelenheil folgt, oder mit einer negativen Konnotation als „Geisterreiter“ oder „Raubritter“. „Einer Deutung des Stiches in christlichem Sinne steht gegenwärtig ernsthaft nichts entgegen. Dafür sprechen die Einbindung der Figur in die Tradition der St.-Georgs-Darstellungen, (…), die über Jahrhunderte tradierte Vorstellung eines „Miles Christianus“ und Illustrationen des ausgehenden 15. Jahrhunderts.“ (Mende, in: Schoch/Mende/Scherbaum, Albrecht Dürer, Das druckgraphische Werk. München 2001, Bd. II, S. 172). – Rechte obere Ecke leicht fingerfleckig. Geglättete horizontale Mittelfalte, recto nicht sichtbar. Verso mit zwei kleinen Papierausdünnungen in der linken oberen Ecke und einem Braunfleck. Mit Montagestreifen in den oberen Ecken, ansonsten in sehr guter Erhaltung.

* Alle Angaben inkl. Aufgeld (27%) ohne MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
** Alle Angaben zzgl. Aufgeld und MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
*** Unter Vorbehalt: Zuschlag erfolgte unterhalb des Limits. Erwerb des Werkes im Nachverkauf ggf. noch möglich.
R = Regelbesteuerte Kunstwerke
N = Differenzbesteuerte Kunstobjekte mit Ursprung in einem Land außerhalb der EU
Die private oder gewerbliche Vervielfältigung und Verbreitung aller im Ausstellungs- und Auktionsarchiv angezeigten Werkabbildungen ist unzulässig. Alle Rechte vorbehalten.