Otto Marseus van Schrieck

Drei Schlangen, Eidechse und Kröte

Details

Ausstellung:
Ausstellungskatalog: Gero Seelig, Die Menagerie der Medusa. Otto Marseus van Schrieck und die Gelehrten, hrsg, vom Staatlichen Museum Schwerin, München 2017, Kat. Nr. 47, S. 64–66 und S. 217.

Provenienz:
Privatbesitz, Norddeutschland.

Beschreibung

Unter den holländischen Stilllebenmalern nimmt Otto Marseus van Schrieck einen besonderen Rang ein. Er hat die Gattung des Waldbodenstilllebens entwickelt und zu einem Höhepunkt geführt: Gemeint ist die meist nah gesehene Darstellung von Waldboden oder Walddickicht, in dem sich verschiedene Reptilien und Insekten bewegen, geheimnisvoll und zugleich erschreckend geschildert, aber auch genau naturwissenschaftlich beobachtet. Meist spielen sich auf engstem Raum wahre Naturdramen ab. Häufig geht es um Leben oder Tod.

Auf vorliegendem Bild fauchen sich in einem dickichtartigen Unterholz auf moosigem Grund links unten zwei Nattern an. Zwischen beiden und mit diesen verschränkt ist eine dritte Natter zu sehen, die sich mit einer Eidechse bekriegt. Der Bildraum wird in der vordersten Ebene durch Hell und Dunkel stark gegliedert; der Blickpunkt des Betrachters befindet sich auf Augenhöhe der Tiere, wodurch er das Geschehen intensiv miterlebt. Zwischen den drei Schlangenköpfen leuchtet unheilvoll die roséfarbene Blüte eines Alpenveilchens, dessen Knolle und Blätter giftig sind. Um eine Distel und die Blüten eines Maßliebchens flattern fahlgelbe Falter. Rechts unten vor einem umgeknickten überreifen Pilz lauert eine Kröte mit halbgeschlossenen Lidern nur scheinbar träge, um einen der Schmetterlinge dann mit schnell zupackendem Biss zu fangen – ein häufiges Motiv im Oeuvre des Künstlers. Zwischen beiden Gruppen kriecht eine Schnecke unbeirrt ihres Weges. Ein undeutlicher Landschaftsausblick im dämmrigen Halbdunkel zwischen den beiden Baumgruppen schafft tiefen Raum.

Eigentliches Bildthema in den Waldbodenstillleben des Otto Marseus van Schrieck sind die Tiere und ihre Interaktionen. Hier ist es der anstehende Nahkampf zwischen den Reptilien und Insekten, der in der geschilderten Art so nicht in der Natur stattfindet. Marseus van Schriecks Gemälde beziehen ihren Reiz aus dem Gegensatz zwischen den dramatischen, aber wenig realistischen Handlungen der Tiere und ihrem detailgetreu und naturalistisch gemaltem Äußeren. Der Künstler macht den morbiden Ort mit seiner Fauna und Flora zum Schauplatz, zur Arena für den Kampf widerstreitender mataphysischer Prinzipien, von Gut und Böse. Die Schmetterlinge, die die unsterbliche Seele verkörpern, versuchen sich den dunklen Kräften, etwa Kröte und Nattern, zu entziehen.

Aufgrund dieser Thematik wie auch der brillanten und naturalistischen Darstellungsweise hatte der Künstler mit seinen Bildern kurz nach seiner Ankunft im gegenreformatorischen Rom in den höchsten Kreisen des Klerus und des Adels gleich großen Erfolg. Es ist erwiesen, dass er sich ab 1649 für mindestens vier Jahre in der heiligen Stadt aufhielt. Danach oder zuvor wird ein Aufenthalt in Florenz angenommen. Die Medici gehörten zu seinen eifrigsten Sammlern. Kein anderes Museum besitzt so viele Bilder des Künstlers wie die Uffizien. Großherzog Cosimo de‘ Medici, der im Dezember 1667 Amsterdam besuchte, empfing Marseus van Schrieck am Tag nach seiner Ankunft in der Stadt als ersten Künstler zu einer Audienz und erwarb gleich drei Bilder von ihm. 2017 wurde dem Künstler eine viel beachtete Retrospektive im Staatlichen Museum Schwerin gewidmet.

* Alle Angaben inkl. Aufgeld (27%) ohne MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
** Alle Angaben zzgl. Aufgeld und MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
*** Unter Vorbehalt: Zuschlag erfolgte unterhalb des Limits. Erwerb des Werkes im Nachverkauf ggf. noch möglich.
R = Regelbesteuerte Kunstwerke
N = Differenzbesteuerte Kunstobjekte mit Ursprung in einem Land außerhalb der EU
Die private oder gewerbliche Vervielfältigung und Verbreitung aller im Ausstellungs- und Auktionsarchiv angezeigten Werkabbildungen ist unzulässig. Alle Rechte vorbehalten.