Details

Literatur:
Joachim Jacoby: Hans von Aachen 1552-1615, München-Berlin 2000, S. 140, bei Nr. 39.

Provenienz:
Galerie Fischer, Luzern, Auktion 26. November 1968, Los 3755;
Privatbesitz, Schweiz;
Privatbesitz, Süddeutschland.

Beschreibung

In seinen Metamorphosen (X, 529-739) erzählt Ovid von der tragischen Liebe der Göttin Venus zu dem Jäger Adonis; wie sie sich vergeblich bemüht, den Jäger am Aufbruch zur Jagd zu hindern, der trotzdem geht und von einem Eber tödlich verwundet wird und wie Venus das Blut ihres Geliebten in eine rote Anemone verwandelt.
Ovids Erzählung haben zahlreiche Künstler seit dem 16. Jahrhundert verbildlicht, bot sie doch Gelegenheit, die tragische Geschichte der beiden Geliebten erotisch auszudeuten – am sinnfälligsten in Tizians berühmter Fassung des Themas (Prado, Madrid). Auch für unseren nordischen, wohl flämischen Maler ist Tizians Gemälde die Referenz, doch deutet er die Gruppe des Liebespaars um: Während bei Tizian Adonis sich der Umarmung sanft entzieht, versucht auf unserem Gemälde Venus halb liegend den Geliebten auf das Lager zurückzuziehen. Dies geschieht in einem rhythmischen, auf einander bezogenen Bewegungsfluss, der Überschneidungen vermeidet und die beiden Geliebten in eine kreisförmige Komposition einbeschreibt. Ihre Gestaltung als in alle Richtungen wirkendes Rund ist deutlich von den raumgreifenden, von allen Seiten zu begehenden Skulpturen des Manierismus abgeleitet und macht damit den zeitlichen Unterschied zu Tizian deutlich. Unsere Komposition geht auf ein gleichnamiges Gemälde von Hans von Aachen zurück (Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum), das noch während seines römischen Aufenthalts zwischen 1580 und 1585 entstanden ist. Aachen hat sich mit dem Thema wiederholt – u. a. laut Karel van Mander 1592 für Kaiser Rudolf II. in Prag – in Gemälden und Zeichnungen beschäftigt und in seinem Umkreis entstanden zahlreiche Versionen und Varianten der Komposition, die sich auch nördlich der Alpen – vor allem im Prag Kaiser Rudolfs II. – großer Beliebtheit erfreute; unsere Fassung wohl eines flämischen Künstlers gehört zu diesen Varianten, die die Hauptgruppe mit dem links beistehenden Amorknaben und den Hunden des Jägers übernimmt, aber in eigenständiger Weise den Ausblick in die Landschaft rechts erweitert.

Wir danken Dr. Joachim Jacoby, Düsseldorf, für freundliche Hinweise zur Katalogisierung (E-Mail vom 13. September 2019).

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