Emil Nolde

Zwei große Amaryllisblüten mit Heiligenfigur

Details

Mit einer Fotoexpertise von Professor Dr. Martin Urban, Nolde Stiftung, Seebüll, vom 18.2.1997. Darauf eine handschriftliche Bestätigung von Professor Dr. Manfred Reuther, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, vom 29.9.2006.

Ausstellung:
Sammlung Günther Franke. Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 1960, Kat.-Nr. 549;
Hommage à Günther Franke, Museum Villa Stuck, München 1983, Kat.-Nr. 166, mit Abb.

Provenienz:
Nachlass des Künstlers, Seebüll;
Sammlung Günther Franke, München;
Privatbesitz, Süddeutschland.

Beschreibung

Emil Nolde ist ausgebildeter Holzbildhauer und seine frühen Wanderjahre nach der Lehrzeit führen ihn noch als Bildschnitzer nach München, Karlsruhe und Berlin, bevor er sich über Zeichenkurse und eine Anstellung als Zeichenlehrer langsam zum freien Maler hin entwickelt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich in seinem Œuvre immer wieder verschiedene Hinweise auf seine Liebe zum Werkstoff Holz finden. Der direkte Bezug zur häufig verwendeten Technik des Holzschnittes liegt da besonders nahe. Darüber hinaus gibt es aber auch die nicht ganz so augenfällige und daher umso faszinierendere Werkgruppe der „Stillleben mit Figur“, die Noldes Verbundenheit mit der Bildhauerei belegen. In über 100 Gemälden und Aquarellen widmet er sich in zahlreichen Varianten diesem Motiv. Anfangs skizziert Nolde im Berliner Völkerkundemuseum, doch schon bald dient ihm seine stetig wachsende persönliche Sammlung aus Heiligenfiguren, einheimischem Kunstgewerbe und exotischen Schnitzereien von seiner Südseereise 1913/14 als Inspiration. Das ‚Figürchensammeln‘ ist Noldes kindliche Leidenschaft, letztendlich zählt seine Kollektion fast 500 Objekte, die ihn in seinem Alltag sowohl in der Berliner Wohnung als auch später im Haus in Seebüll umgeben. Generell geht es Nolde bei der Darstellung nicht um die exakte Wiedergabe der Figuren, ganz frei verändert er Haltung und Details, passt sie seinen Bildkompositionen an. Die Vorbilder bleiben aber trotz aller Veränderungen fast immer noch identifizierbar. Arrangiert mit Blumen und Blüten verschiedenster Art entsteht so die ganz eigene Werkgruppe der „Stillleben mit Figur“.
Auf dem vorliegenden Aquarell stellt Nolde eine um 1500 entstandene gefasste Holzfigur des Heiligen Johannes des Täufers zusammen mit zwei tiefroten Amaryllisblüten dar. Mit starken Licht- und Schattenkontrasten akzentuiert er die Binnenzeichnung der Plastik, die durch die komplementäre Farbwahl in Blau und Ockerorange noch verstärkt wird. Aufgrund der reduzierten Darstellung ohne wiedererkennbare christliche Attribute erhält die Figur eine von bestimmten Glaubensbekenntnissen unabhängige, nun allgemeingültige und symbolische Spiritualität. In der Kombination mit den großen frischen Blüten und Blättern der Amaryllis, die die Figur schützend hinterfangen und beschirmen, verleiht Nolde dem historischen Objekt darüber hinaus neues Leben und einen unmittelbaren Bezug zur Gegenwart. – Geringfügige schwache Griffknickchen, vereinzelte winzige Läsuren an den Blattkanten, verso an den Blattecken auf Unterlagekarton montiert, in guter Erhaltung.

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