Abraham Bloemaert

Die Rast im Wald: vielfigurige Szene aus dem Alten Testament

Details

Literatur:
Marcel Roethlisberger, in: Ausst. Kat.: Hundert Jahre mit der Kunst, 1913 bis 2013, Jubiläumsausstellung, hrsg. von R. Schenk und C. Franke-Schenk, Bd. I, München 2013, Kat. Nr. 7, S. 64- 68, mit Abb. 65.

Ausstellung:
Kunstsalon Franke, München 2013.

Provenienz:
Privatbesitz, Deutschland.

Beschreibung

Marcel Roethlisberger beschreibt das ausgezeichnet erhaltene Gemälde als „faszinierende Bereicherung des Schaffens von Abraham Bloemaert gegen Ende seiner manieristischen Phase“. Vermutlich ist das Bild als Auftragswerk entstanden. Die Szene dürfte einen ganz bestimmten literarischen Text verbildlichen, doch konnte das Sujet bislang nicht eindeutig bestimmt werden. Die untere Bildhälfte wird von zwei Figurengruppen dominiert, unter denen ein alter Mann mit Krückstock, mehrere stillende Mütter sowie die Rückenfigur eines eleganten Fähnrichs in geschlitztem gelbem Gewand mit weinrotem Federhut besonders auffallen. Nach links wird die Szenerie durch einen Trommler und einen jungen Pagen, der von links in das Bild hineinläuft und ein erbeutetes Huhn über der Schulter trägt, abgeschlossen. Die obere Bildzone wird von dichtem Laubwerk verschattet, das sich über zwei seitlich angeordneten, knorrigen Baumstämmen ausbreitet. In der Ferne öffnet sich ein Ausblick auf ein hügeliges Gelände mit einem Pfad, auf dem die Gruppe sich nach vorne bewegt hat.
Möglicherweise ist die Rast während der Reise eines ganzen Volksstammes dargestellt, denn es sind alle Altersgruppen vertreten, Soldaten wie auch einfaches Volk, oder das Bild zeigt die Aufbruchstimmung in einem Lager mitten im Wald. Man fragt sich, handelt es sich um Vertriebene oder sind es Flüchtlinge, die sich freiwillig zu Fuß auf den Weg gemacht haben in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft? Bis auf die Renaissance-Tracht des Fähnrichs haben die Gewänder der Figuren keinen zeitlichen Bezug. Sie weisen in eine unbestimmte historische Epoche, es fehlen Anknüpfungspunkte zur antiken Mythologie, auch ist kein christlicher Bezug erkennbar. So ist es am wahrscheinlichsten, dass ein alttestamentarisches Thema visualisiert wurde. Roethlisberger schlägt verschiedene Szenarien vor: Abraham und seine Sippe auf dem Weg von Haran nach Kanaan oder von Ägypten nach Kanaan (Gen. 12-13) oder die Reisen Jakobs (Gen. 28-33). Allerdings fehlen auf der Darstellung die Tiere, wie sie etwa auf den alttestamentarischen Reisen der italienischen Schule, von Bassano bis Castiglione, vorkommen, auch ist der bärtige Greis am rechten Bildrand nicht wirklich als Hauptfigur gekennzeichnet.

Mit seiner meisterhaften malerischen Ausführung, der kräftigen, gleichwohl delikaten Farbpalette und der kompositorischen Anlage ist das Gemälde ein charakteristisches Werk des Utrechter Manierismus, doch mit dem Thema des Aufbruchs eines Stammes, das weit in unsere Zeit hineinweist, schuf Bloemaert ein Werk von zeitloser Aktualität.

* Alle Angaben inkl. Aufgeld (27%) ohne MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
** Alle Angaben zzgl. Aufgeld und MwSt. und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
*** Unter Vorbehalt: Zuschlag erfolgte unterhalb des Limits. Erwerb des Werkes im Nachverkauf ggf. noch möglich.
R = Regelbesteuerte Kunstwerke
N = Differenzbesteuerte Kunstobjekte mit Ursprung in einem Land außerhalb der EU
Die private oder gewerbliche Vervielfältigung und Verbreitung aller im Ausstellungs- und Auktionsarchiv angezeigten Werkabbildungen ist unzulässig. Alle Rechte vorbehalten.