Jesús Rafael Soto

„Azul y negro“

Details

Provenienz:
Galerie Denise René Hans Mayer, Düsseldorf, dort 1976 vom Vorbesitzer erworben, im Erbgang an den jetzigen Besitzer;
Privatsammlung, Rheinland.

Beschreibung

1950 siedelt der junge Künstler Jesús Rafael Soto von Venezuela nach Paris um: „Europa, Paris, das wollte ich. (…) Dort waren Impressionismus und Kubismus entstanden, und dies war der Ort, an dem tatsächlich Neues entstand.“ Bereits kurze Zeit später begegnet er auf den Ausstellungen der „Nouveau Réalistes“ Jean Tinguely und Victor Vasarely und ist fasziniert von den mechanischen Reliefs und der optischen Malerei der Künstlerfreunde. „Azul y negro“ steht Anfang der 1970er Jahre in der Folge der „Vibrationsbilder“, die schon ab Ende der 1950er Jahre das Œuvre des Künstlers prägen. In der logischen künstlerischen Weiterentwicklung und Symbiose der Schöpfungen Vasarelys und Tinguelys gelingt es Soto beides, Fläche und schwebende Mechanik, in seinen Werken zu verbinden. Dünne, in lockerer Reihung angeordnete Pendelstäbchen schweben in „Azul y negro“ vor dem zweistufigen Hintergrund. Hier sind Rechteck und Kreis als geometrische Grundformen übereinander angeordnet, wobei der zweiteilige Kreis farblich dominiert: zwei Halbmonde, der eine in kühlem, leuchtenden Blau angelegt, der andere schwarz und weiß horizontal schraffiert, ruhen auf der weißen Fläche des auf seiner Spitze stehenden Quadtrats. Die sanfte Vibration der schwingenden Stäbe stellt die Sehgewohnheiten des Betrachters in Frage und erzeugt eine fast hypnotische Wirkung. Die räumliche Signifikanz der Drähte scheint mit dem Hintergrund zu verschmelzen, Raum, Bewegung und Fläche werden neu interpretiert. Licht- und Schatteneffekte eröffnen zudem eine weitere Ebene und unterstreichen den momenthaften Charakter des Prozesses der Wahrnehmung. Werk und Betrachter werden in einen visuellen Dialog gesetzt – nur in dieser Auseinandersetzung funktioniert die Magie der präzise ausgeführten Arbeiten.
Sotos Werke stehen an der Schnittstelle zwischen den internationalen Strömungen der Op-Art und Vertretern der Kinetischen Kunst. 1964 nimmt Soto an der Documenta III in der „Abteilung Licht und Bewegung“ teil, die der damalige Direktor Arnold Bode allein verantwortete. In dieser Ausstellung, die aus heutiger Sicht zu den innovativsten und experimentellsten Momenten der Documenta III zählt, werden Sotos Arbeiten Werken von Heinz Mack, Otto Piene und Günter Uecker gegenübergestellt. Auch in aktuellen Ausstellungen wird Jesús Rafael Soto häufig als Weggefährte der Gruppe ZERO gezeigt, wie u. a. in der großen ZERO Retrospektive 2015 im New Yorker Guggenheim Museum – dort, wo bereits gut 40 Jahre zuvor 1974 Jesús Rafael Soto die erste große Retrospektive in den USA gewidmet wurde.

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