Hermann Max Pechstein

Bildnis in Grün und Rot (Charlotte Pechstein mit Spiegel)

Details

Soika 1917/110.

Literatur:
Hausenstein, Wilhelm, Max Pechstein, in: Deutsche Kunst und Dekoration, H. XXI, August 1918, mit ganzseitiger Abb.;
Biermann, Georg, Max Pechstein, Leipzig 1919 (Junge Kunst Bd. 1), mit ganzseitiger Abb.;
Richter, Hellmut, Die neue Malerei und Wir, Leipzig 1930, mit Abb. S. 98, Detail S. 30;
Nemitz, Fritz, Deutsche Malerei der Gegenwart, München 1948, mit Abb. S. 69.

Ausstellung:
Max Pechstein, Galerie Arnold, Dresden 1919, Kat.-Nr. 23;
Max Pechstein: Ölgemälde, Galerie Hubert, Worpswede 2002, mit farb. Abb. S. 19;
Max Pechstein: Ein Expressionist aus Leidenschaft, Kunsthalle zu Kiel, Kiel 2010/2011, Kat.-Nr. 112, mit farb. Abb. S. 99.

Provenienz:
Galerie Nierendorf, Berlin, verso auf dem Keilrahmen mit dem Etikett, wohl vor 1938;
Stuttgarter Kunstkabinett, 26./28.10.1949, Los 1802 (wohl nicht verkauft);
Dr. Kegel, Hamburg (laut Grisebach Auktionskatalog 139, 1.12.2006, Los 50);
Lempertz, Köln 20.11.1989, Los 515;
Privatsammlung, Hessen 1989-2008;
Karl & Faber, 29.5.2008, Los 1054;
dort vom jetzigen Besitzer erworben, Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen.

Beschreibung

Pechstein malt hier seine erste Frau Charlotte Kaprolat (1893–1965), Lotte genannt, die ihm ab 1909 Modell steht und mit der er seit 1911 verheiratet ist. Bis 1920 ist Lotte des Künstlers wichtigstes Modell; leicht zu erkennen durch ihre vollen Lippen und runden Körperformen erscheint sie immer wieder auf Zeichnungen, Gemälden und Druckgraphiken. 1917, nach Pechsteins Rückkehr von der Front, stellt er Lotte erneut in zahlreichen Figurenbildern und Porträts dar. Die Dichterin Else Lasker-Schüler schreibt nach einer Begegnung mit Lotte an ihren Partner Herwarth Walden: „Sie ist malerisch wildböse, sie trug ein lila Gewand mit gelben Fransen.“ Auch für dieses Porträt hat sich Lotte in starken Farben gekleidet, ihr rotes Kleid setzt sie mit einem Schal in der Komplementärfarbe Grün ab. Pechsteins Stärke in dieser Komposition zeigt sich in der spontanen Erfassung des Gegenständlichen. Dem Blick des Betrachters abgewendet, wird Gestik und Farbigkeit in einem für Pechstein charakteristischen, gemäßigten expressionistischen Stil bestimmt, zugunsten einer klaren Komposition und einer eindringlichen Farbgebung, die die Sinnlichkeit der Dargestellten betont. Mit der Frau, die sich im Spiegel betrachtet, greift Pechstein eine bekannte Symbolik der Vanitas-Darstellung auf. Gleichzeitig hält Lotte in der linken Hand einen runden Gegenstand, bei dem es sich wohl um einen Apfel handelt. Mit diesem verweist der Künstler auf die Verführung Adams durch Eva im Paradies und zeigt somit seine Frau als Objekt der Begierde mit roten Lippen und vollen Formen, aber von einer vergänglichen Schönheit. Pechstein erweist sich in diesem einfühlsamen Frauenporträt als ein genauer Beobachter psychologischer Begebenheiten.

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