Nicolaes van Veerendael

Blumenstrauß mit Rosen, Tulpe, Hibiskus und Brombeeren

Details

Provenienz:
Buch- und Kunstkabinett Hans Trojanski, Düsseldorf;
dort vor Jahrzehnten erworben und seitdem in Privatbesitz, Süddeutschland.

Beschreibung

Das ausgezeichnet erhaltene Blumenstillleben wurde von Fred Meijer als „ganz charakteristische Arbeit von Nicolaes van Veerendael“ bestätigt (Email vom 15.6.18). Das signierte Bild zählt zu den ganz wenigen Werken des Künstlers, die auch datiert sind. 

Zu sehen ist ein prächtiges Blumenbouquet vor dunklem Grund auf einer teilweise von einem Tuch bedeckten steinernen Brüstung. Es zeigt nicht nur eine Überfülle an schönen Blüten, die teilweise verschiedenen Jahreszeiten angehören, sondern auch einen Reichtum an Farben, Formen und Farbschattierungen, die belegen, dass der Künstler in seiner Heimatstadt Antwerpen zu den begabtesten flämischen Stilllebenmalern seiner Zeit zählte. Mit feinster Beobachtungs- und Empfindungsgabe und höchster technischer Brillanz erfasst der Künstler die natürliche Erscheinungsform der Blumen, gegliedert durch raffinierte Abstufungen von Licht und Schatten, von dichten und lockeren Bildpartien und schafft so eine überzeugende räumliche Wirkung.
In scheinbarer Achtlosigkeit, doch kompositionell genau austariert sind einfache Wildblumen kostbaren Zuchtformen gegenübergestellt. Eine gelbe und eine rote Wildrose rahmen eine
rosafarbene Zentifolien-Rose ein. Sie werden umschlungen von den Stängeln der blauen Ackerwinde, deren Blütenköpfe sich teilweise nach unten neigen, wie auch die Fruchtstände der Brombeerzweige rechts außen. Das hellste Licht empfängt die sorgfältig eingesteckte, weiße Hibiskusblüte, darüber erheben sich einige Nelken und eine voll aufgeblühte Lilie. Besondere Aufmerksamkeit erfährt die kostbare Papageientulpe in der Mitte oben rechts, die sich in den Niederlanden auch nach dem Platzen der Tulpenspekulationsblase von 1637 großer Beliebtheit erfreute. Wie kleine Sterne leuchten die weißen Blütenköpfe des Jasmin aus dem Dunkel heraus. Winzige Ameisen, Bienen und Fliegen beleben die Szenerie.

Der Detailrealismus des Künstlers erstreckt sich nicht nur auf die mit botanischer Akribie wiedergegebenen Blumen und die trügerisch echt gemalten Wassertropfen, die wie Diamanten funkeln, sondern auch auf die optischen Effekte: Im Bauch der Kristallvase ist die Reflexion des Atelierfensters zu sehen, das sich in zwei Reihen von vier Scheiben spiegelt. Das dekorative Arrangement beinhaltet jedoch auch eine Vergänglichkeitssthematik, deren Symbolik dem zeitgenössischen Betrachter wohl vertraut war: Die weit geöffneten Blüten verweisen darauf, dass die Blumen in Kürze verblüht sein werden, die Wassertropfen verdunstet, die Blätter verwelkt. Alle Dinge haben eine tiefere Bedeutung. Auch die Schnecke und der Maikäfer auf dem Sims haben Symbolwert. Die Schnecke wurde wie alle auf dem Boden kriechenden Tiere mit Trägheit und als Zwitter mit Wollust in Verbindung gebracht. Der Maikäfer war als Nahrungsmittelschädling ebenfalls negativ konnotiert. Antithetisch dazu ist der weiße Schmetterling, der sich auf einer roten Blüte niedergelassen hat, aufzufassen: Er ist ein Symbol der menschlichen Seele und beinhaltet einen Hinweis auf ihre Transformation nach dem Tod.

Nicolaes de Veerendael zählt zu den hochspezialisierten Künstlern seiner Zeit, der viele Aufträge von den wohlsituierten Kaufleuten seiner Heimatstadt Antwerpen erhielt. Im Jahr 1657 wurde er schon früh Mitglied der St.-Lukas-Gilde seiner Stadt. Neben der Produktion seiner eigenständigen Blumenstillleben ist für ihn auch die Zusammenarbeit mit dem führenden Antwerpener Stilllebenmaler Jan Davidsz de Heem belegt: In der Alten Pinakothek in München hängt ein von beiden signiertes, gemeinsames Werk „Stillleben mit Blumenstrauß, Kruzifix und Totenkopf“ (Inv. Nr. 568), für das Veerendael das Blumenbouquet, de Heem die übrigen Teile ausgeführte.

Wir danken Dr. Fred Meijer, Amsterdam, für die freundliche Bestätigung der Authentizität auf Grundlage einer digitalen Fotografie.

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