Max Ernst

Die chinesische Nachtigall

Details

Spies/Metken 377 (das dort erwähnte Blatt).

Literatur:
Spies, Werner, Max Ernst: Collagen, Inventar und Widerspruch, Köln 1988, Abb. 104.

Ausstellung:
Exposition Max Ernst, Galerie van Leer, Paris 1926;
Exposition International de la Photographie, Palais des Beaux-Art, Brüssel 1932;
Exposition surréaliste, Salle d’exposition de la commune, La Louvière 1935, Kat.-Nr. 14;
Max Ernst, Albert Plage, Casino Municipal, Knokke-Le Zoute 1953, Kat.-Nr. 4;
De vier hoffdpunten van het Surrealisme, Zall Comité voor Artistiche Werking, Antwerpen 1956, Kat.-Nr. 2;
Max Ernst, Kunsthalle, Bern 1956, Kat.-Nr. 4;
Dada, Dokument einer Bewegung, Kunsthalle Düsseldorf 1958, Nr. 199;
Figuratie Defiguratie: de menselijke figuur sedert Picasso, Museum voor Schone kunsten, Gent 1964, Kat.-Nr. 94;
L’èternel surréalisme, hommage discret à E. L. T. Mesens, Galerie Isy Bracho, Brüssel 1970, Kat.-Nr. 9;
Metamorphose des Dinges, Kunst und Antikunst 1910-1970. Palais des Beaux Arts, Brüssel/Museum Boymans Van Beuningen, Rotterdam, Nationalgalerie, Berlin/Palazzo Reale, Mailand/Kunsthalle, Basel/Musée des Arts Décoratif, Paris 1971-1972, Kat.-Nr. 72;
Max Ernst works 1910-46, Satani Gallery Sahai, Tokio 1988, Kat.-Nr. 4 mit Abb.;
Max Ernst: Die Welt der Collage, Kunsthalle, Tübingen/Kunstmuseum, Bern/Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf/Kunsthalle, Hamburg 1989, Kat.-Nr. 37;
Max Ernst: Dada and the Dawn of Surrealism, The Menil Collection, Houston 1993, Kat.-Nr. 65;
Max Ernst: A Retrospective, Metropolitan Museum of Art, New York 2005, Kat.-Nr. 15;
Dada, National Gallery of Art, Washington D.C. 2006, Centre, Pompidou, Paris 2006, und The Museum of Modern Art, New York 2006, Kat.-Nr. 216.

Provenienz:
Sammlung Édouard Léon Théodore Mesens, London und Brüssel (bis 1971);
Sammlung Ernst O. E. Fischer, Krefeld;
durch Erbfolge an den jetzigen Besitzer, Privatbesitz, Nordrhein-Westfalen.

Beschreibung

Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine fotografische Vergrößerung einer Collage aus dem gleichen Jahr, heute im Musée de Grenoble (siehe Spies/Metken 376).
Max Ernst erlebt den Ersten Weltkrieg als Feldartillerist. Diese Kriegserfahrung schlägt sich auch in seinen Collagen, die in den Jahren nach seiner Rückkehr von der Front entstehen, nieder. Er integriert nun Abbildungen von Projektilen, Bomben und Fliegercockpits aus illustrierten Frontberichten in seine Arbeiten. Ernst sagt dazu: „Wir jungen Leute kamen betäubt aus dem Krieg zurück, und diese Empörung musste sich irgendwie Luft machen.“ Auch in der Collage „Die chinesische Nachtigall“, so benannt nach einem Märchen von Hans Christian Andersen, das vom Tod durch die Mechanisierung handelt, setzt Ernst als zentrales Element eine Fliegerbombe ein. Diese bildet den Kopf einer weiblichen Figur, das Gesicht nur durch ein umgedrehtes Auge erkennbar. Gekrönt wird der Kopf von einem Fächer, dessen unteres Kreissegment die Rundung der Bombe weiterführt. Der Fächer komplementiert also perfekt die Rundung der Bombe. So entsteht eine Stimmigkeit des Gesamtbildes; Werner Spies spricht von einer „proportionellen Verankerung“ der Bildelemente (Spies S. 74).
Das Ausgangsmaterial, die Fotos aus den Frontberichten, gestattet es Max Ernst nicht, großformatige Arbeiten herzustellen: Die Collage misst nur 12,2 x 8,8 cm. Das Abfotografieren solcher Collagen aber ermöglicht ihm nun, großformatigere Werke herzustellen und sich vom Miniaturhaften wegzubewegen. Die Fotografie der „Chinesischen Nachtigall“ misst 56 x 40 cm und ist somit viermal so groß wie die Collage. Auch dient ihm die Fotografie als eine Form der Verschleierung der verschiedenen Bildelemente, um ein bildnerisches Ganzes zu schaffen. Die erkennbaren Elemente – hier Kopf, Arme, Fächer – sollen von der zugrunde liegenden Collage ablenken. Es entsteht eine Art „Vexierspiel“: Der Betrachter muss die Abbildung entwirren und sinnvoll zusammensetzen, denn, „ce n’est pas la colle qui fait le collage“ (es ist nicht der Kleber, der die Collage macht), wie Ernst erklärt. – Durchgehend etwas fleckig, materialbedingt minimalst aufgerollt, Ränder mit winzigen Mängeln, allgemein altersgemäß sehr gut.

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