Beschreibung

Franz von Stucks Relief der „Serpentinentänzerinnen“ spiegelt seine Auseinandersetzung mit den modernen Formen des „freien“ Tanzes wieder, wie er Ende des 19. Jahrhunderts durch die Amerikanerinnen Loȉe Fuller und Isadora Duncan propagiert wurde. Fuller hatte mit ihrem Tanz „Serpentine“, den sie in weite weiße Gewänder gehüllt aufführte, europaweit Aufsehen erregt, und Duncan versuchte, den Tanz der griechischen Antike wiederzubeleben. Duncan hatte Stuck 1902 in seinem Atelier besucht, und verschiedene Arbeiten ähnlicher Tanzmotive lassen vermuten, dass Stuck, wenn er eine Aufführung des Schleiertanzes der Fuller nicht gesehen hat, so doch aus Abbildungen und Berichten kannte.
Die Wiederbelebung des Tanzes aus dem Geiste der Antike und als Ausdruck dionysischer Lebensfreude stieß auf das Interesse Stucks, da er seinen künstlerischen Vorstellungen von Form und Fläche nahekam, die er in der Form des flachen Reliefs umzusetzen versucht. Auf seinem Relief tanzen zwei Mädchen, in wallende Gewänder gehüllt, aufeinander zu. Symmetrie und ornamentale Linienführung bedingen auf dem Relief einander, das deutliche Anklänge an die griechische Epoche der Archaik zeigt.
Das Relief entstand 1895 im Zusammenhang mit den Planungen für die Ausstattung seiner Künstlervilla in München. Er verwendete es dort zweimal: Als leicht getöntes Gipsrelief auf rotem Hintergrund im Musiksalon und als geringfügig größeres Bronzerelief, das er an der Gartenmauer anbringen ließ. Stucks Relief gingen mehrere Studien voraus – so existieren zwei Skizzen und eine Serie von Fotografien, die seine Tochter Mary als „Serpentinentänzerin“ zeigen. Stuck schuf von dem Gipsrelief später zahlreiche Exemplare, mit denen er auch fremde Privaträume ausstattete.
Über das Ausstattungsstück hinaus blieb das Interesse an Formen des Tanzes bzw. an der exotischen Tänzerin eine kontinuierliche Konstante in seinem Werk, mit der Stuck über die Rolle der Varieté-Tänzerinnen im Fin de Siècle reflektierte. Seine Porträts der Tänzerin Saharet, mit der er persönlich bekannt war, zeigen sie als verführerische Frau, die mit ihrer offen zur Schau getragenen erotischen Ausstrahlung am Rande der bürgerlichen Gesellschaft steht.

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