Hermann Max Pechstein

„Kornfelder am frühen Morgen“.

Details

Soika 1921/13.
Mit einem schriftlichen Gutachen von Prof. Dr. Aya Soika vom 15.10.2015.

Provenienz:
Paul Laband (1895-1959), Berlin/Port of Spain, Trinidad;
Privatbesitz, New York (durch Erbschaft erworben).

Beschreibung

In ihrem Gutachen zu dem Werk schreibt Prof. Dr. Aya Soika: „‚Kornfelder am frühen Morgen‘ entstand während – möglicherweise auch im Anschluss an – Max Pechsteins ersten Sommeraufenthalt im Ostseebad Leba in Hinterpommern im Sommer 1921. Nachdem der Künstler in den Jahren zwischen 1909 und 1920 insgesamt fünf Sommer im ostpreußischen Nidden auf der Kurischen Nehrung verbracht hatte, suchte er 1921 erstmals das näher gelegene Leba auf. Die Bahnverbindung nach Berlin über Stettin ermöglichte die Anreise innerhalb eines Tages. Wie im Fischerdorf Nidden gab es in Leba ausgedehnte Dünenlandschaften und einen langen Strand. Pechstein interessierte sich allerdings vor allem auch für das von Badegästen kaum frequentierte Hinterland mit seinen Kornfeldern, Seen und Wäldern.
Während seines ersten Sommers in Pommern bearbeitete der Maler vorrangig Landschaftsmotive. Es entstanden unter anderem mehrere Darstellungen der Kornfelder. Auf der Grundlage einfacher, sich mitunter ähnelnder Bildstrukturen, schuf er unter dem Eindruck der verschiedenen Tageszeiten und damit auch wechselnder Lichtverhältnisse eine Reihe von ‚Kornfeld-Variationen‘. In diesen Darstellungen experimentierte er sowohl mit Farbkontrasten als auch mit Hell- und Dunkel-Schattierungen. In der Art der Annäherung an die Natur lassen sich Parallelen zur Ästhetik und Herangehensweise der französischen Impressionisten ziehen, auch wenn Pechsteins künstlerische Herangehensweise sich in seiner Farbpalette und der Formensprache von der sich an der optischen Wahrnehmung orientierende Malweise der Vorgängergeneration unterscheidet.
Das Sommerbild ‚Kornfelder am frühen Morgen‘ gibt die Perspektive des am Rand der Felder stehenden Künstlers wieder. Die hoch wachsenden Gräser und Getreidepflanzen wiegen sich im Wind und verleihen der Komposition eine dynamisch bewegte Struktur. Pechstein strukturiert die Felder rechts und links des Feldwegs in der Mitte durch Formen und Farben. Hervorzuheben ist als gliederndes Element neben dem Weg die horizontal verlaufende, violett‐braune Ackerfurche in der Bildmitte und darunter ein in unterschiedlichen Grüntönen gestaltetes Segment, das vermutlich eine Wiese mit Heuhaufen darstellt. Abgeschlossen wird die Darstellung durch eine vergleichsweise detailliert ausgearbeitete Hügellandschaft am Horizont. Die Formen sind stärker vereinfacht als in vielen anderen Gemälden des Künstlers, die Farben konzentrieren sich auf den Kontrast zwischen Grün und Violetttönen. Helle Farbakzente bilden einen weiteren Kontrast, ebenso wie die mit dunkler Farbe hervorgehobenen Rohrkolben im Vordergrund rechts. Insbesondere an den Rändern des lasierenden Farbauftrags scheint die helle Grundierung durch. Für die Gestaltung der Hügellandschaft am Horizont wählt er einen teilweise pastosen Farbauftrag, insbesondere im Bereich der Baumgruppen und Wolken. Ob der Maler dieses Gemälde „en plein air“ malte oder das Werk auf der Grundlage von Skizzen in seinem Domizil in Leba oder später in Berlin in Öl ausarbeitete, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Für seine künstlerische Vorgehensweise ist ‚Kornfeld am frühen Morgen‘ exemplarisch: Wie in vielen anderen seiner Querformate dominiert auch hier die Horizontale. Besonders interessant ist der Vergleich mit dem Gemälde ‚Ein Sonntag‘ (Soika 1921/14), das dem vorliegenden Werk als eine Art Pendant beiseite gestellt werden kann. Wieder ist der Blick vom Ende des Weges auf die sich bis zum Horizont erstreckenden Felder dargestellt. Der Verlauf des Weges und die Formen der Hügelkette legen nahe, dass diese Komposition von einem ähnlichen Standpunkt aus dargestellt ist. Das Korn im ‚Sonntag‘ ist nun allerdings nicht mehr grün, sondern gelb. Während wir es bei den ‚Kornfeldern am frühen Morgen‘ mit einem Frühsommerbild zu tun haben, und mit einer Komposition, die das Feld im Morgenlicht wiedergibt, haben wir es bei ‚Sonntag‘ mit einem Sommerbild zu tun – die Sonne steht nun schon recht weit oben am Horizont, die Strahlen brechen durch den bewölkten Himmel durch. Eine männliche Figur in Rückenansicht schreitet den Weg hinab. Farblich dominiert der Kontrast aus Gelb und Blau/Grün“ (zit. n. Aya Soika, Kunsthistorisches Gutachten vom 15. Oktober 2015).

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