Lyonel Feininger

French Gendarme (Running Man with Red Scarf).

Details

Achim Moeller, Geschäftsleiter des Lyonel Feininger Project LLC, New York – Berlin, hat die Echtheit dieses Werkes, das im Archiv des Lyonel Feininger Project unter der Nummer 1294-10-21-14 B registriert ist, bestätigt. Das Gemälde wird in Band III des Werkverzeichnisses der Gemälde von Lyonel Feininger, hrsg. von Achim Moeller, aufgenommen.
Provenienz:
Nachlass des Künstlers;
Privatsammlung (durch Erbschaft), USA.

Beschreibung

Paris, diese „Wunderwelt des Erreichbaren und Erreichten“, wie Julia Feininger in einem Brief an Alois J. Schardt vom 27. November 1949 schrieb, taucht in Feiningers gesamten Schaffenszeit immer wieder in seinen Zeichnungen, Aquarellen, Drucken und Gemälden auf. Insbesondere die Rue St. Jacques mit ihren Abbruchhäusern ist dabei eines der zentralen Sujets in seinem Oeuvre. Daneben malt Feininger wiederholt Szenerien, die sich in Montmartre verordnen lassen, wie sie sich auch in dem Gemälde French Gendarme (Running Man with Red Scarf), ca. 1950, wiederfindet.
Vor dem Hintergrund angedeuteter Pariser Häuserfassaden schreitet an der linken Bildseite des Gemäldes ein übergroßer, seltsam länglich gestreckter Mann mit einem rotem Cape von links nach rechts. Die Figur ruft dabei Erinnerungen an Feiningers zentrales Frühwerk „Der weiße Mann“ von 1907 wach. In der unteren rechten Bildecke taucht in zartem Blau schemenhaft ein Gesicht auf. Dieses dem Betrachter zugewandte Gesicht findet sich häufiger in Feiningers Arbeiten und stellt seine Frau Julia dar. Die Gesamtkomposition geht dabei auf Skizzen zurück, die Feininger 1911 in Paris machte und nach denen er im Jahr 1915 das Aquarell „Der Schangdarm“ und darauf basierend 1940 das Gemälde „Abenteuer I“ fertigte. Gerade im Vergleich zwischen den beiden Gemälden zeigt sich deutlich die stilistische Entwicklung in Feiningers Spätwerk. Während er in „Abenteuer I“ in der Farbigkeit nah am Aquarell bleibt, verschwinden bereits einzelne Details in dem Gemälde. Diese Entwicklung setzt sich in der scheinbaren Auflösung der Gesamtszenerie in „French Gendarme“ weiter fort. Die einzelnen Bildelemente werden durch feine Linien kaum mehr als angedeutet und durch die von den Umrissen losgelösten, übereinander-geschichteten und durchbrochenen Farbflächen entfaltet das Gemälde eine einzigartige, transzendentale Wirkung. Insbesondere durch diesen vagen, unfertigen Charakter des Gemäldes erscheint „French Gendarme“ wie die Versinnbildlichung der verblassenden Erinnerung an eine ferne Vergangenheit. Sechzig Jahre nach seinem ersten und zwanzig Jahre nach seinem letzten Paris-Aufenthalt wirkt die Szenerie in diesem Gemälde wie eine Schimäre, eine Reminiszenz an das, was war und nie wieder sein wird.

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