Heinrich Maria Davringhausen

Weiblicher Akt in Architekturen.

Details

Eimert 95.
Provenienz:
Geschenk des Künstlers an den Vorbesitzer; Lempertz, Auktion 847, Köln 26.11.2003, Los 632; Privatbesitz, Hessen.

Beschreibung

Anfang 1915, mit nur 21 Jahren, zog Davringhausen nach Berlin. Schnell fand er Anschluss an die dortigen Avantgardekreise. In dieser fruchtbaren Phase entstand eine Reihe großformatiger Bilder, in denen er auf die kubistisch-futuristische Formensprache zurückgriff. Der hier vorliegende weibliche Akt nimmt explizit die Architektur- und Bildformen von Robert Delaunays Serie der Kirche Saint-Séverin in Paris auf. In dieser Folge hatte Delaunay den Effekt des durch gotische Fenster fließenden Lichts und die daraus resultierende Verzerrung der Architektur untersucht. Eines der Werke wurde in München in der Ausstellung „Der Blaue Reiter“ 1911/1912 gezeigt – Davringhausen kannte es wohl dank der Abbildung im Almanach. Er nimmt Delaunays Idee der verzerrten Architektur auf und platziert seinen Akt vor einer solchen, gotischen Struktur. In seinem Werk jedoch staffeln sich die charakteristischen Spitzbögen hintereinander und wiederholen sich, wie in einem doppelten Spiegel, bis ins Unendliche. Die Loslösung vom üblichen Verständnis der Perspektive beschäftigt Davringhausen seit Ausbruch des Krieges 1914. Hier wählt er eine Zentralperspektive, die aber in manieristischer Art stark überzeichnet wird: die Architektur verkürzt sich rasant, die Fluchtlinien, hier in Form von Strahlen, laufen extrem spitzwinklig auf einen unsichtbaren Fluchtpunkt zu. So entsteht der Eindruck einer Sogwirkung: der gesamte Hintergrund scheint in die Bildmitte hineingezogen zu werden, wie in ein schwarzes Loch. Diese Bildmitte aber bildet der Schoß der Frau: Davringhausen glorifiziert so die Weiblichkeit und die Essenz der Frau. – In gutem Zustand.

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