Martin Schongauer

Der heilige Antonius, von Dämonen gepeinigt.

Beschreibung

Bartsch 47; Lehrs 54/II (von II); Falk/Hirthe 54.
Prächtiger und gleichmäßig scharfer, in den Tiefen noch durchsichtiger Abdruck mit kleinem Rändchen um die Einfassung an drei Seiten, am rechten Rand auf die Einfassungslinie geschnitten. Mit der nach rechts geneigten, etwas gekrümmten Schraffierung unterhalb des Gürtels des Heiligen und mehreren Wischkritzeln, vor allem im Weiß des unteren Rands. Der Stich ist auf dem Kunstmarkt von größter Seltenheit.
Neben der großen Kreuztragung das Hauptblatt des Meisters, das sich durch seinen Detailreichtum und seine Erzählfreude besonders auszeichnet. Hirthe zählt es zu den frühen, d.h. kurz nach 1470 entstandenen Arbeiten. Bereits kurz nach seiner Vollendung gehörte es zu den bekanntesten und am häufigsten kopierten Stichen des Meisters. Wohl im Auftrag oder auf Anregung der Antoniter im nahen Isenheim entstanden. Bahnbrechend war die Erfindung des Künstlers, die Peinigung des Heiligen in die Lüfte zu verlegen. Schongauer bediente sich hierzu verschiedener Text- und Bildstellen, die er zu einer vollkommen neuen Bildform verschmolz. Anregungen dürften ihm etwa die Legenda aurea des Jacopo da Voragine vermittelt haben, in der von Peinigungen durch Dämonen, aber auch von Entrückungen und Versuchungen berichtet wird, sowie der Bericht des Athanasius in der Vita Antonii, in der der Heilige gleichzeitig von Engeln entrückt wie auch von Teufeln angegriffen wird. Eine weitere bildliche Quelle dürften Szenen von der Vision des Johannes wie auch des Jüngsten Gerichts mit der Erscheinung des Weltenrichters und seines Gefolges in den Lüften gewesen sein, beispielsweise von Jan van Eyck, dessen Werk Schongauer sicher gekannt hat (Hirthe). Schongauer inszeniert den von Teufeln und Dämonen angegriffenen Heiligen als Muster an Gelassenheit und Opferbereitschaft, d.h. als Vorbild für alle Gläubigen, die Versuchungen und Widrigkeiten des Lebens ebenso duldsam und gefasst zu meistern.
Verso mit den Resten von zwei Montagestreifen am linken Rand oben und unten. Von ausgezeichneter Erhaltung. Selten so schön.

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