Beschreibung

Im Gegensatz zu dem hektischen, tumulten Großstadtgewirr der Weimarer Republik, die von Otto Dix, George Grosz und Albert Birkle in ihren expressionistischen Werken oft festgehalten werden, zeigt Birkle in diesem Bild eine von Menschen und Pferden überfüllte Straße, in der aber die Passanten eine gewisse Passivität, Einsamkeit oder etwas Verhängnisvolles ausstrahlen. Es findet keine Kommunikation oder Interaktion zwischen den Personen statt, jeder geht mechanisch seinen Weg, der durch die Laternen geheimnisvoll, fast gespenstisch wirkt. Die sozialen Unterschiede der Zeit stellt Birkle gegenüber, indem er eine in einer Kutsche sitzende Dame, ihr sozialer Status erhöht durch einen Pelzkragen, an dem Schlachterwagen vorbeiziehen lässt während die Masse der zum Teil grotesk wirkenden Arbeiter sich zu Fuß ihren Weg durch die Großstadt bahnen muss und so die harten Zeiten kritisch ins Bewusstsein rückt. So schrieb der Kunstkritiker Bruno Werner 1928 in der Zeitschrift „Die Kunst“ über Birkles Werke: „Die Liebe des Malers gehört allem Verschrobenem, Skurrilen, Klabautermannhaften, das sich auch in unserer Gegenwart findet. Das Geisterhafte, Beängstigende, Verzauberte, das die banalste Straßenecke noch besitzt, das Infernalistische, Groteske im Antlitz eines Zeitgenossen.“ – Als Malgrundlage hat der Künstler wohl dünnes Papier auf Leinwand aufgelegt. Birkle bedient sich einer pastosen Malweise, bei der er an einigen Stellen die Farben direkt aus der Tube aufgetragen hat. So verleiht er einigen Bildelementen geradezu plastische Wirkung. An einigen Stellen mit Craquelé, sonst in sehr gutem Zustand.

Provenienz:
Nachlass des Künstlers.
Neue Münchner Galerie, München.

Ausstellungen:
„Der Maler Albert Birkle: Werke 1921 – 1933, mit Abb. (betitelt: „Strasse in Berlin“), München, Neue Münchner Galerie.
„Albert Birkle: Ölmalerei und Pastell“, Salzburg, Kulturamt der Stadt Salzburg und Museum Carolino Augusteum, 1980, Abb. Nr. 12.
„Expressionismus. Die zweite Generation 1915-1925“, Los Angeles, Los Angeles County Museum of Art; Texas, Forth Worth Art Museum; Kunstmuseum Düsseldorf; Halle, Staatliche Galerie Moritzburg, 1988-1989, Abb. Nr. 13.
„From Expressionism to Resistance: Art in Germany 1909 – 1936. The Marvin and Janet Fishman Collection“, Milwaukee, Milwaukee Art Museum; Berlin, Berlinische Galerie; Frankfurt am Main, Schirn Kunsthalle; Emden, Kunsthalle; New York, The Jewish Museum; Omaha, Nebraska, Joslyn Art Museum; Atlanta, High Museum of Art, 1990-1992.
„Art as Resistance. The Marvin and Janet Fishman Collection“, Den Haag, Museum Escher in Het Paleis; Stockholm, Liljevalchs Konsthall; Helsinki, Helsingin Taidehalli; Brüssel, Palais des Beaux-Arts, 1995-1996, Nr. 4.

Literatur:
Rudolf Pfefferkorn, „Albert Birkle: Leben und Werk“, Hamburg, 1983, S. 25, Abb. Tafel 13.

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