Details

At the café. Watercolour over sepia pen and ink, on cream-coloured wove from „P.M. FABRIANO“. (19)30. C. 63.5 : 45 cm. Signed and dated lower right.

Beschreibung

Geld regiert die Welt! Mit dem zynischen Blick des unerbittlichen Gesellschaftskritikers entführt George Grosz auch diesmal in eine Welt voll Dekadenz und schnelllebiger Erotik. In den Zeiten schlimmster Arbeitslosigkeit und bankrotter Staatspolitik führt er dem Betrachter einen übergewichtigen, in die Jahre gekommenen Lebemann vor Augen, der mit seiner jungen Geliebten an einem Kaffeehaustisch Platz genommen hat: Die überreichten Blumen bleiben flüchtig unausgepackt, die spitzen Lippen sind zum Farbe Nachziehen geschürzt. Ein auf seine devot verzerrte Fratze reduzierter Kellner erwartet anbiedernd das rasch verdiente Trinkgeld, während am rechten Außenrand eine in Pelz gehüllte Handschuhträgerin der ganzen Szene kühl den Rücken kehrt. Meisterhaft aquarelliert Grosz die scharf gesetzten Linien der Sepiafeder mit kühlem Blau und beißendem Grün und lässt rubinrote Farbmomente unterschwellige Erotik entfachen. Bis zu seiner Flucht, 1933 nach Amerika, lebte Georges Grosz mit seiner Familie im Berliner Stadtteil Wilmersdorf. Das in der Großstadt vorgefundene Kaffeehauspublikum war ihm über die Jahre zum Synonym für Dekadenz und Reichtum geworden, in dessen Wesen er die Ursache für den bevorstehenden Untergang von Demokratie und Weimarer Republik erkannte. Die belebten vielfigurigen Szenen hinterlassen stets den bitteren Beigeschmack einer hoffnungslosen Welt, in der sich jeder selbst der Nächste ist, in der Menschen zu isolierten Einzelkämpfern werden und Solidarität und Zivilcourage weiter entfernt sind als jeh zuvor. – Mit einem hinterlegten Einriss am Unterrand; das Blatt außerhalb der Darstellung umlaufend leicht beschnitten; verso mit Kleberesten alter Montage; sonst sehr gut erhalten.
Mit einer schriftlichen Echtheitsbestätigung von Ralph Jentsch, Rom, vom 28.8.2008. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Arbeiten auf Papier von George Grosz aufgenommen.
Provenienz: Vom Künstler direkt erworben, Berlin 1930; Sammlung Charles Mills, Frankreich; Sammlung Gustaaf Ennik, Küsnacht (Zürich); Privatsammlung Schweiz.

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