Vorbericht zu den Herbstauktionen für Moderne & Zeitgenössische Kunst | Starke Frauen und faszinierende Skulpturen

In den Karl & Faber Live-Auktionen Moderne & Zeitgenössische Kunst kommen bahnbrechende Künstlerinnen zum Aufruf – und viele berühmte männliche Kollegen

PDF | Vorbericht zu Auktionen 307 & 308

PDF | Fotoindex

  • Karl & Faber lädt am 8. und 9. Dezember zu seinen Auktionen 307 und 308 ein – mit großartigen Werken berühmter Namen wie Serge Poliakoff, Josef Albers, Max Ernst oder Paul Klee
  • Beim Top-Los der Moderne huldigt Auguste Renoir mit einem Spätwerk seinem Frauenbild, während Top-Künstlerinnen wie Gabriele Münter, Alice Halicka oder Hannah Höch sich mit wegweisenden Werken von ihren Malerpartnern emanzipieren
  • Eine reichhaltige Offerte hochwertiger Skulpturen prägt diesmal die Karl & Faber Auktion Zeitgenössischer Kunst. Zum Aufruf kommen unter anderen Arbeiten von Tony Cragg, Stephan Balkenhol, Kiki Smith und Rosemarie Trockel

Ob als Malerin, Modell oder Muse – auch auf dem Kunstmarkt zieht uns das ewig Weibliche hinan.

Im 19. Jahrhundert standen noch Modell und Muse im Vordergrund – wie bei Auguste Renoirs Femme nue à sa toilette (Los 305, 1892, Taxe: € 350.000/400.000). Zwei weitere Gemälde mit Frauendarstellungen erzielten übrigens in der Karl & Faber Frühjahrsauktion Spitzenpreise. Nach der Jahrhundertwende begann der Aufbruch in die Moderne. Zahlreiche Künstlerinnen emanzipierten sich von ihren Malerpartnern und -kollegen. An vorderster Front wirkte Gabriele Münter, in der Auktion mit dem Ölgemälde Im Park von Saint-Cloud (Los 301, Schätzpreis: € 60.000/80.000) vertreten. Das Gemälde entstand 1906, als sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Wassily Kandinsky in Sèvres lebte. Kurze Zeit später bezog sie allein ein Zimmer in Paris, um den zerstörerischen Kräften der Beziehung zu entgehen und ihrem eigenen Stil zu folgen.
Eigene Wege ging auch Alice Halicka, nachdem sie ihr Mann, der polnische Maler Louis Marcoussis, zuvor 1912 in den Kreis der Kubisten eingeführt hatte. Dieser Stilrichtung war sie noch verpflichtet, als Nature morte entstand (Los 322, 1918, Taxe: € 28.000/34.000). Die dritte Emanzipierte im Künstlerinnenbund dieser Zeit ist Hannah Höch. Sie war sieben Jahre lang mit dem Dadaisten Raoul Hausmann liiert und zählt selbst zu den Hauptvertretern dieser Richtung. Mitte der 1920er Jahre entfremdete sie sich der Künstlergruppe, trotzdem bleiben dadaistische Stilelemente in ihrem späteren Werk sichtbar – wie in den Drei Masken (Los 325, Schätzpreis: € 25.000/28.000) von 1925/30.

Zum Kreis der Dadaisten zählte ebenfalls Kurt Schwitters, mit dem Hannah Höch eng befreundet war. Er ist in der Karl & Faber Auktion 307 mit seiner Collage Ohne Titel (Express) vertreten (Los 321, 1947, Taxe: € 40.000/50.000), die – obwohl ein Spätwerk – zu seinen sogenannten Merzbildern zählt und als eine Ikone seiner dadaistischen Kunst gilt. Auch Max Ernst schloss sich in Köln zunächst dieser revoltierenden Bewegung an, die nach den Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg konventionelle Kunstformen ablehnte. Doch nach seinem Umzug nach Paris im Jahr 1920 wurde Ernst bald zu einem Pionier des Surrealismus. Als „Revolutionär des Sehens“ fügte er abstrakte Fragmente zu wirkungsvollen, aber auch rätselhaften Endkompositionen zusammen – etwa in L’Homme et la Femme (Los 323, 1930). Das Gemälde vereint in sich die wichtigsten Themen des Surrealisten Max Ernst: Mann und Frau, Mensch und Tier, das Reale und das Fantastische. Taxe: € 250.000/300.000.

„Revolutionsbilder“ malte auch Arnold Topp am Ende des Ersten Weltkriegs. Den allgemeinen Zusammenbruch bringt er jedoch in seinen Arbeiten anders zum Ausdruck: mit kubistischen Formen und starken Farben. Drei wichtige Werke kommen zum Aufruf: Ohne Titel (Rot und Blau) (Los 314, 1918, Taxe: € 80.000/120.000), Dunkle Sonne (Los 328, 1919, Taxe: € 50.000/70.000) und Bedrohte Stadt (Los 302, 1918, Taxe: € 40.000/50.000). Vielleicht der Beginn einer wunderbaren Sammlung?

Revolutionär und prägend war auch das Bauhaus, das zu Beginn der Weimarer Republik seine Pforten öffnete. Zwei seiner bekanntesten Vertreter gehen in der Karl & Faber Auktion 307 an den Start. Paul Klee mit einer Arbeit aus seiner letzten und produktivsten Phase, in der er sich auf seine Kindheit besann und die Musik eine große Rolle spielte: Haelften, der Clown (Los 326, 1938, Taxe: € 160.000/200.000). Das Werk befand sich von 1950 bis 1967 in der bekannten Sammlung von Rolf und Käthi Bürgi.

Oskar Schlemmers Frau gegen Akte (Los 319, um 1926) entstand wohl im Jahr vor seinem Umzug von Weimar nach Dessau. Interessant an dieser Arbeit: Nicht die abgebildete Frau, die dem Betrachter den Rücken zuwendet, ist nackt, sondern der Mann, der sich frontal zum Betrachtenden dreht. Taxe: € 28.000/35.000.

Die Zuwendung zu rein abstrakten Formen ab den 1950er Jahren kann ebenso als revolutionär gelten. Serge Poliakoff verzichtete ab 1935 zunehmend auf gegenständliche Bezüge und entwickelte eine individuelle Form der abstrakten Malerei. Während er zu Beginn mit einem gedeckteren graubraunen Farbspektrum arbeitete, hellte sich die Palette ab den 1950er Jahren auf. Typisches Beispiel: seine Composition abstraite (Los 329, 1951) aus Schwarz, Gelb und Orange. Taxe: € 350.000/400.000. Zur gleichen Zeit, im Jahr 1950, beginnt Josef Albers seine berühmte Serie „Homage to the Square“. Daraus stammt das herausragende Werk Oracle (Los 332, 1961), das mit fünf weiteren Werken von Albers an den Start geht. Taxe: € 350.000/400.000. Hans Hartung kombinierte in einigen wenigen Arbeiten seine abstrakten Linienkompositionen mit collagierten Elementen – so auch in seinem farblich reduzierten Werk Sans titre (24 mai 1975) (Los 331, Taxe: € 40.000/50.000), eine Rarität aus dem Jahr 1975.

In der Karl & Faber Auktion 308 können Bieter exquisite Beispiele für sich entdecken – etwa zwei Glasarbeiten von Tony Cragg. Visible Man (#2) (Los 617, 2009) gehört zu einer kleinen, auserlesenen Suite der ersten Murano-Skulpturen des englischen Bildhauers (Schätzpreis: € 60.000/80.000). Blood Sugar (Los 616, 1993) ist eine dreiteilige Skulptur, die aus sandgestrahltem Glas besteht (Schätzpreis: € 50.000/60.000).
Höchst begehrt war in der Frühjahrsauktion von Karl & Faber „Der Zauberer“ von Stephan Balkenhol. Diesmal geht der Bildhauer unter anderem mit einer seiner typischen Holzskulpturen an den Start: Mann mit weißem Hemd vor Relief (Los 619, 2011, Taxe: € 50.000/70.000).
Von Kiki Smith stammt Seer (Alice I) (Los 618, 2006, Taxe: € 25.000/35.000). Die gusseiserne Figur, welche die ergreifende Verletzlichkeit der Kindheit thematisiert, ist Teil einer umfangreichen Werkserie, die auf Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ basiert.
Aus Wolle ist die Balaklava Maske (Blue Plus/Minus) von Rosemarie Trockel (Los 620, 1986, Schätzpreis: € 20.000/30.000). Kaum ein Kleidungsstück wie diese Art Strickmütze wird von so unterschiedlichen Gruppen getragen und weckt deshalb so vielfältige Assoziationen. Egal ob als Skimütze oder notwendiges Accessoire beim Banküberfall – sie schützt ihren Träger, sei es vor Kälte und Wind – oder vor dem Erkanntwerden. Laut dem aktuellen „Kunstkompass“ des Wirtschaftsmagazins „Capital“ zählt Trockel inzwischen zu den zehn weltweit einflussreichsten zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern.

Als eine der einflussreichsten Künstlerinnen ihrer Generation gilt bis heute Dadamaino (Eduarda Emilia Maino). Sie war eine der wenigen weiblichen Pionierinnen der italienischen Avantgarde der 1960er Jahre. Bekannt wurde sie damals vor allem für ihre Volumi-Serien – skulpturale Wandobjekte. Daraus stammt auch Volume von 1958 (Los 604, Taxe: € 25.000/30.000), eines der frühesten Beispiele überhaupt. Als weiterer Vertreter der italienischen Neo-Avantgarde kommt Agostino Bonalumi zum Aufruf, mit Rosso (Los 605, 1974), einem Temperagemälde auf geformter Leinwand. Schätzpreis:  € 65.000/75.000.

KARL & FABER wurde 1923 in München gegründet und ist eines der größten Kunstauktionshäuser in Deutschland. Unter den Kunstauktionshäusern der D-A-CH-Region hat es sich seit 2010 mit am dynamischsten entwickelt (Quelle: artnet). Das Haus hat sich auf Alte Meister, Kunst des 19. Jahrhunderts, Moderne Kunst und Zeitgenössische Kunst spezialisiert. Ein Schwerpunkt ist die Provenienzforschung und der intensive Kontakt und Austausch mit Sammlern in aller Welt. KARL & FABER hat seinen Sitz in München mit Niederlassungen in Hamburg und Düsseldorf sowie Repräsentanzen in Tegernsee, Basel, London, Italien, Österreich und den USA. Zusätzlich zu mindestens sechs Live-Auktionen pro Jahr, führt KARL & FABER seit Frühjahr 2019 auch
Online-Only-Auktionen durch. Zu den Auktionen kommen Bieter aus bis zu 90 Ländern, was die erfolgreiche internationale Ausrichtung des Hauses deutlich macht. Neben dem Auktionsgeschäft veranstaltet KARL & FABER regelmäßig Verkaufsausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst und vergibt seit 2008 gemeinsam mit der Stiftung der Kunstakademie München alle drei Jahre den KARL & FABER Kunstpreis. Das Haus engagiert sich zudem für den Münchner Kunststandort als Partner des Ausstellungsprojekts Various Others und seit 2017 als Förderer des experimentellen Kunstraums Loggia.

PRESSEBILDER

Pressebilder können Sie unter https://t1p.de/laj6 herunterladen.

VORBESICHTIGUNGEN

Hamburg: Vorbesichtigung von Dienstag, 16. bis Mittwoch, 17. November 2021
Magdalenenstraße 50, 20148 Hamburg, Telefon: +49 40 82 24 38 23, Mail: hamburg@karlundfaber.de

Düsseldorf: Vorbesichtigung von Donnerstag, 18. bis Samstag, 20. November 2021
Mannesmannufer 7, 40213, Telefon: +49 211 91 19 41 14, Mail: duesseldorf@karlundfaber.de

München: Vorbesichtigung aller Werke von Mittwoch, 1. bis Dienstag, 7. Dezember 2021
Amiraplatz 3 – Luitpoldblock, 80333 München, Telefon: +49 89 22 18 65, Mail: info@karlundfaber.de

AUKTIONSABLAUF

Mittwoch, 8. Dezember 2021 – Auktionen 307/308                         Donnerstag, 9. Dezember 2021 – Auktionen 307/308

16 Uhr | Moderne Kunst Teil II | Los 400–506                                        18 Uhr | Ausgewählte Werke, Moderne | Los 300–332

17 Uhr | Zeitgenössische Kunst Teil II | Los 700–806                          & Zeitgenössische Kunst | Los 600-643

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