WERNER BERGES

Ensalada mixta – Pop und andere Zutaten Vernissage 8. September 2017, 18 – 21 Uhr

Ensalada mixta – Pop und andere Zutaten
Vernissage 8. September 2017, 18 – 21 Uhr

Verkaufsausstellung
9.– 29. September 2017
Montag bis Freitag, 10 – 18 Uhr

Öffnungszeiten während der Open Art:
Samstag und Sonntag, 9./10. September 2017,  11–18 Uhr

 

Werner Berges geht seine ersten Schritte als kreativ denkender und handelnder Mensch an der Kunstschule Bremen, als er 1960 sein Studium der Gebrauchsgrafik aufnimmt. Nach den Anfängen in angewandter Kunst wechselt Berges nach Berlin und studiert Malerei bei Alexander Camaro. Die hohe grafische Sensibilität und der malerische Impetus werden in diesen Jahren grundgelegt und prägen das Werk von Werner Berges bis heute.

„Wenn ich zwischen den Doors und Dostojewski wählen müsste, dann würde ich – selbstverständlich – Dostojewski wählen. Aber muss ich denn wirklich wählen?“

SUSAN SONTAG

Die frühesten Werke des Malers zeigen kleinteilige, skripturale Linienknäuel, der Zeichnung weit näherstehend als der Malerei. Diese gestisch ausgeführten Kompositionen sind dem Informel noch stark verhaftet. Jedoch war die Abstraktion das Ausdrucksmittel der Lehrergeneration, die Schülergeneration, zu der Berges zählt, stieß sehr bald an ihre künstlerischen Grenzen im Umgang mit den Ausdrucksformen der ersten Nachkriegsjahre. Das Wirtschaftswunder hatte in der jungen BRD inzwischen für eine Zeitenwende gesorgt, die kapitalistische Konsum- und Warenwelt entwickelte ihre eigenen Bildwelten und erreichte ein Massenpublikum. Vergängliche Illustrationen zur Absatzsteigerung von Massenprodukten begegneten einem im Alltag plötzlich überall und dies ist bis heute so geblieben.

Ästhetisch geschliffene Mode- und Webefotografie suggerierten die Erfüllung aller offenen Wünsche und Sehnsüchte. Obwohl diese Motive zur populären Alltagskultur zählten, wurden sie von Künstlern weltweit aufgegriffen und zum Bildgegenstand erhoben. Vorreiter sind Richard Hamilton in Großbritannien und Andy Warhol in den USA. Bei ihnen liegen wie bei Werner Berges die Anfänge im Bereich der Gebrauchsgrafik. Richard Hamilton war im Bereich der Typographie und des Industriedesigns tätig, Warhol in der Werbung. Berührungsängste mit dem Phänomen der Massen- und Medienkultur gab es daher wohl kaum: Der Alltag als Themenlieferant war naheliegend. So überführen diese Künstler Werbung und Illustration in den Kunstkontext.

Auch Werner Berges entfernt sich vom Informel. Er entwirrt die Linien, sie werden Flächen umschreibende Umrisslinien, die Kleinteiligkeit weicht der Flächigkeit und er reduziert die Bildelemente zunehmend. Ab Mitte der 1960er Jahre zeigt sich die menschliche Figur, die den Maler bis heute begleitet. Neu hinzu kommt das Spiel mit Positiv- und Negativformen. Auf diese Weise nähert sich der Maler mehr und mehr dem Gegenstand. Wie andere Vertreter seiner Zeit greift er den Faden der Figuration, den seine Lehrergeneration hat fallen lassen, wieder auf. In dieser Schaffensphase beginnt Werner Berges mit Vorlagen aus Zeitschriften und Illustrierten zu arbeiten. Berges nimmt sich – ganz Kind seiner Zeit – die Freiheit, nicht wählen zu müssen zwischen Populär- und Hochkultur, in diesem Sinn ist er ein Vertreter der Pop-Art, aber die Mixtur ist reicher. Ab 1975 bricht er die Flächigkeit wieder auf, sie wird durchlässiger und die Umrisslinien lassen den gestischen Strich der frühen Jahre erkennen. Obwohl Werner Berges auf Vorlagen aus Massenmedien zurückgreift, sind seine Kompositionen nicht illustrativ, niemals plakativ und keinesfalls affirmativ. Die Vielschichtigkeit des Gestaltungsprozesses ist dem Motiv eingeschrieben, der Bildgegenstand formiert sich aus übereinanderliegenden Farbschichten, kleinteilige Farbinseln werden zum Bildgegenstand und bilden eine fein nuancierte Oberfläche. Dies charakterisiert das Werk von Werner Berges in allen Schaffensphasen übergreifend. Auf diese Weise gibt der Künstler einem massenmedial verwerteten Objekt seine individuelle Schönheit zurück und verleiht ihm Einzigartigkeit.

Julia Macke